Weihnachten 2015 // Buchempfehlungen der LITAFFIN-Redaktion // Teil 2

Bald ist Weihnachten und ihr wisst schon wieder nicht, mit welchen Geschenken ihr eure Verwandten oder Freunde erfreuen könnt? Wir finden: Mit einem guten Buch kann man nichts falsch machen. Welche Bücher wir von Litaffin verschenken, erfahrt ihr in unseren Redaktionsempfehlungen Teil 2:

Marie empfiehlt: ALFF  von Jakob Nolte. Matthes & Seitz, 18 euro, gebunden.

ALFF_Jakob Nolte

Darum geht´s: In Beetaville, Neuengland stehen die Einwohner selten vor dem Problem eines Überangebots. Es gibt das eine Diner, den einen Pub, die Rollerblade-Disco und darüber hinaus nur Wald und Ödnis. Als jedoch die Morde des sogenannten „Vollstrickers“ beginnen, soll lange keine Ruhe in die amerikanische Kleinstadt einkehren. Zu den Opfern des Serienmörders zählen ausnahmslos Schülerinnen und Schüler der High & Low High School, die Mitglieder des Debattierclubs waren. Die Stadt steht vor einem Mysterium. Unbemerkt von Polizei, Lehrern und Eltern schlägt der Täter mit dem Hammer zu und strickt seine Leichen anschließend in die Zäune des Schulgeländes hinein. Während Agent Donna Jones am Rätsel des Vollstrickers verzweifelt, lösen die tragischen Ereignisse in der Dorfjugend eine  Reihe neuer Gruppierungen aus: von der Band La Deutsche Vita bis hin zur Anachronistischen Jungend, die sich unter anderem mit der Programmierung einer maschinellen Religion beschäftigt.

Gemerkt:

Die Mitglieder des Party Party Clubs sind entsetzt. Wie sollen sie so kurz nach der Hinrichtung eines ihrer Mitschüler einen guten Homecoming-Ball organisieren? Und was ist mit all den Mottos, die sie sich ausgedacht haben? Mörder allgemein – alle gemein, Wir baumeln am Strick der guten Laune oder Hoffentlich stirbt Benjamin bald, all das geht nicht mehr. Es würde ironisch wirken und mehr noch, pietätlos.

Das perfekte Geschenk für: Leute mit schwarzem Humor und einem Faible für Teenage-Dramen.

Dazu passt: Die Serie Twin Peaks, weil sich das perfekte Verbrechen gerne in verschrobenen Kleinstädten ereignet.

Luisa empfiehlt: Die nennen das Schrei – Gesammelte Gedichte von Thomas Brasch, Suhrkamp, 49,95 Euro.

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Darum geht´s: Thomas Brasch schrieb Gedichte, Prosa, Stücke und war ein ausgezeichneter Übersetzer von sowohl Anton Tschechows Theaterstücken als auch von Shakespeares Bühnentexten, der im frühen Alter von 56 Jahren verstarb. Zum ersten Mal wurde die Presse auf ihn aufmerksam, als er zusammen mit seiner Freundin Katharina Thalbach 1976 in die BRD übersiedelte und dort seinen ersten Prosaband „Vor den Vätern sterben die Söhne“ (Rotbuch Verlag) veröffentlichte. In der DDR unerwünscht, sorgten dort seine Texte für Furore – Brasch war jeher von der Gier nach Leben, von Zorn und Wut getrieben und verehrte die Arbeit Brechts. All dies lässt sich in seinen Gedichten wiederfinden, die in einer Wucht von Buch vereint wurden. Unter dem Titel „Die nennen das Schrei“ wurde das gesamte lyrische Werk Thomas Braschs zusammengetragen, welches von Martina Hanf und Kristin Schulz im Suhrkamp Verlag herausgegeben und mit einem hervorragend recherchierten Anhang versehen wurde. Das Werk beinhaltet Gedichte aus dem Nachlass und verstreut veröffentlichte Dichtungen. Ein beeindruckendes Sammelsurium wahrer Poesie, welches sich von Gelegenheits- und Widmungsgedichten, über Balladen bis hin zu Liedern erstreckt. Braschs Themen sind systemübergreifend – ein überquellender junger Mann, der die öden Verhältnisse der DDR und die Konsumversessenheit der BRD verteufelte; einer, den die Suche nach existentieller Freiheit und Sinnhaftigkeit jeher getrieben hat; und der die Liebe beweint, verflucht und verehrt hat. Das alles und vieles mehr auf gute 1000 Seiten, klingt nicht schlecht, oder?

Das perfekte Geschenk für: Entdecker; Lyrikliebende und Lyrikschreibende; Theaterfanatiker, Freidenker; Rebellen, Widerstreiter und Systemkritiker der ehemaligen DDR; unsere Eltern und Großeltern; für all jene, die dem Hedonismus so eifrig frönen und solche, die noch nie eine Zeile von Thomas Brasch gelesen oder gehört haben.

…weil: es sich lohnt! Thomas Brasch gehörte zu unseren wichtigsten Autoren der Gegenwart, zu Lebzeiten oftmals unterschätzt, darf er nimmermehr in Vergessenheit geraten. Das Geld ist es allemal Wert und dieses Monstrum von Buch wird nicht nur fürs Bücherregal ein großer Gewinn sein.

Ein kleiner Vorgeschmack: 

Der schnelle Schnee

(Lied der Kokainintellektuellen)

so geht’s dir, ja, so gehen die Tage weg,

du schwimmst gegen den Strom durch das Gewimmel

[…]

Das schneit Kinder, das schneit

[…]

der Schnee, so schönes Kokain

fällt nieder auf die Stadt Berlin.

[…]

Das ist der Stand, so läuft der Hase:

Nichts mehr im Kopf, was für die Nase.

[…]

Ach, grau wird blau, ach schwer wird leicht

[…]

Da gehen die schwarzen Nächte weg.

Was bleibt? Im Hirn der kleine weiße Fleck.

Das schneit, Kinder, das schneit…

Marie Krutmann
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