Welch ein Glück, dass Daniel Beskos` Knabberkram im Ladenbüro „About Songs & Books“ verzehrt wird und er diesen heute nicht an Dinosaurier verfüttert. Daniel ist neben Peter Reichbach Mitbegründer vom mairisch Verlag – ein Independent-Verlag aus Hamburg, der sich neben junger Literatur auch Hörspielen, Sachbüchern, Graphic Novels und Musikstücken widmet. Für unsere Reihe „Und was macht man damit?“ erzählt er uns, welche Studiengänge nach wildem Gekritzel im hessischen Studienführer schließlich übrig blieben und welche Vorteile dann doch so ein Magister-Studium hatte.
Was wolltest du als Kind werden?
Zoodirektor! Tiere waren meine Hauptbeschäftigung, und zwar in der Reihenfolge Hunde, Dinosaurier, Geparden, Pferde, alle anderen. Ich hab viel Zeit im Zoo verbracht und mit 10 zwei Bücher über Tiere geschrieben (allerdings hauptsächlich wegen der Landkarten, die ich in den Artikeln unterbringen konnte). Nerd-Alert.
Was genau hast du studiert und warum hast du dich dafür entschieden?
In meinem „Studienführer Hessen“ hab ich alle Fächer durchgestrichen, die ich mir nicht vorstellen konnte. Übrig blieben Biologie und Germanistik. Da ich damals kurz nach dem Abi gerade angefangen hatte, kleine Lesungen in einem Kulturzentrum im Dorf zu organisieren, wurde es dann Germanistik. Genauer: Zunächst Germanistik und Philosophie in Heidelberg, dann Neuere Deutsche Literatur, Medienwissenschaft, Philosophie und Soziologie in Marburg und Hamburg.
Wusstest du schon während deines Studiums, in welchen Beruf du möchtest?
Wir hatten den mairisch Verlag zu Beginn meines Studiums schon gegründet, ich war also quasi schon mitten drin. Dass das mal mein Beruf werden würde, stellte sich allerdings erst später raus. Aber ich glaube, dass es was mit Texten werden würde, war schon früh klar.
Wo hast du während des Studiums Berufserfahrungen gesammelt?
Im eigenen Verlag, als Lesungsveranstalter, Lektor und Hersteller. Daneben hab ich Praktika gemacht, in einem Grafik-Design-Büro in Hessen, in der Redaktion „Hörspiel und Medienkunst“ des Bayerischen Rundfunks in München, im Deuticke-Verlag in Wien, im Pressebüro „Pauw und Politycki“ in Hamburg sowie bei der Edition Nautilus, auch in Hamburg. Außerdem hab ich noch für verschiedene Agenturen und für den Rowohlt Verlag gearbeitet, frei geschrieben (für ZEIT, INTRO, VISIONS u.a.) und schlussendlich auch lange Jahre beim Web-Start-Up Jimdo gearbeitet. Tja, Magister-Studium: Da hatte man noch wahnsinnig viel Zeit neben der Uni.
Wo arbeitest du jetzt und was genau sind deine Aufgaben?
Ich bin Verleger des mairisch Verlags (www.mairisch.de) in Hamburg. Wir haben quasi unser Hobby zum Beruf gemacht. Zweimal im Jahr erscheint unser neues Programm, wir veröffentlichen Belletristik, Sachbücher, Graphic Novels, Hörspiele und Musik – also alles, was uns Spaß macht. Meine Aufgaben reichen dabei von Programmentscheidungen und Textauswahl über Lektorat, Herstellung, Kalkulation, Buchhaltung bis zu Vertrieb, Pressearbeit, Social Media und Lesungen. Also im Grunde alles, was anfällt.
Wie sieht dein Arbeitsplatz aus?
In unserem kleinen Ladenbüro „About Songs & Books“ in Hamburg sind hinten zwei Büroräume, in einem sitze ich mit meinem Mitgründer Peter Reichenbach und unserer Volontärin Hannah Zirkler. Hinter uns ist der Garten, vor uns stehen drei Bildschirme. Einer macht immer Musik an, einer besorgt Knabberkram, der dritte beantwortet Mails. Zwischendurch kommen Freunde oder Autoren zu Besuch oder es ruft eine Druckerei aus Estland an.
Was gefällt dir besonders gut an deiner Arbeit?
Die Vielseitigkeit. Dass man in alle Bereiche nicht nur Einblick bekommt, sondern eigene Ideen entwickeln und umsetzen kann. Dass man die Gelegenheit bekommt, mit tollen Künstlern zu arbeiten. Dass man manchmal mit ihnen mitreisen kann, sei es mit einem Autor nach Island oder mit einem Musiker nach Bielefeld. Und dass man mit Menschen, die man mag, Dinge herstellen kann, die man toll findet.
Wenn du noch mal studieren könntest, würdest du dich für den gleichen Studiengang entscheiden? Wenn nein, was würdest du stattdessen wählen?
Ich glaube, ich würde spezieller studieren, nicht mehr allgemein „Literatur“. Jetzt, wo man die eigenen Interessen etwas besser kennt, würde mir das zumindest leichter fallen, sie auch im Studium besser wiederzufinden. Aber was ich genau studieren würde? Hm – Aufbaustudiengang Astrophysik?
Welches Buch liest du gerade? Kannst du es weiterempfehlen? Oder hast du einen anderen Kulturtipp?
Gerade lese ich viele Bücher, die für die Veranstaltung HAM.LIT im kommenden Februar in Frage kommen. Besonders gut gefallen hat mir „Greenwash Inc.“ von Karl Wolfgang Flender, das in Romanform unterhaltsam und beunruhigend zugleich die Strukturen hinter der ganzen Bio- und Nachhaltigkeitsindustrie deutlich macht. (Wurde auch auf litaffin rezensiert.) Ja, genau, und wer am 4.2.2016 in Hamburg ist: www.hamlit.de
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