Dear Jonathan,
I’ve tried, but there really is no other way to say this: what were you thinking?
I was so thrilled to stumble upon your new book “Eating Animals” in the bookstore last week. After all, it has been almost five years since I practically devoured “Extremely Loud and Incredibly Close” and I was so looking forward to what you would come up with next. It took me a mere ten enthusiastic pages to realize that “Eating Animals” was not what I had spent years waiting for. This was not a novel. Worse, it was not even fiction – but a bizarre hybrid of your family’s relationship towards food and “the truth about the food industry” with its shady and inhumane practices. Don’t get me wrong, it is indeed very informative to know that »free range« actually translates into nothing else than the fact that the animal “must have access to the outdoors” and therefore also applies to “a shed containing thirty thousand chickens, with a small door at one end that opens to a five-by-five dirt patch”. I commend you on wanting to unveil the cruelties we subject animals and our planet to (after all, “animal agriculture is the number one cause of climate change”), only to eat what we feel like – whether we need it to survive or not. Though childless myself, I also understand that fatherhood is bound to change your life in numerous ways and reshape the way you eat, think and take responsibility. So I get why you wrote this book, Jonathan. What I have trouble understanding, however, is why you wrote this book. And had it published, too.
Admittedly, as a writer, your abilities to visualize the horrors of animal agriculture exceed the stereotypical, factual documentary by far. But practically anyone could have told us that slaughterhouse workers “have been documented using poles like baseball bats to hit baby turkeys, stomping on chickens to watch them »pop«, and knowingly dismembering fully conscious cattle”. Yes, “eating and storytelling are inseparable”, but that is not a justification for simultaneously writing about your grandmother’s near starvation in World War II and the approximate length of industrial fishing lines.
Jonathan, you are one of the greatest and most talented storytellers of our time. What makes you so exceptional is that you do so in a way that nobody else can. With “Everything is Illuminated”, your very first novel, you wrote one of the most astonishing pieces of fiction I have ever had the chance and great pleasure to read and the beautiful “A Convergence of Birds” you edited at age 24 is still among my most prized possessions. You are so good at your job, Jonathan. And you’re still young, you know. You’re still learning, experimenting, finding yourself as a writer. Which is why I’ve decided not to be too hard on you for this latest work of yours and regard it as a minor glitch in your otherwise small but impressive collection.
In return, I would much appreciate if you considered this small piece of advice: Jonathan, you are a fiction writer. So please, let Michael Moore do his job. And you do yours.
Best regards always,
Anja
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Das kommt wohl dabei heraus, wenn Literaturagenten oder Verleger auf Teufel komm raus, jetzt schnell wieder Geld mit dem Autor machen wollen, bevor er in Vergessenheit gerät. Auch sehr unbefriedigend: Essaysammlungen oder gar Sammlungen von Zeitungsartikeln. Das unter schönem Titel, am Besten gebunden und mit der Aufschrift versehen: „Der neue *Name des Autors*“!
Leider nur zu wahr. Hat was von „Resteverwertung“.
Et maintenant en francais s’il te plait ;)
Übrigens ist das neue Buch von Ingo Schulze („Was wollen wir?“) auch das, was einige wohl Resteverwertung schimpfen würden: eine Sammlung von Reden, Artikeln und Essays.
Ich persönlich lese so etwas ja zuweilen ganz gerne, wenn die/der VerfasserIn dabei auch etwas pointiert zu sagen haben. (Ob das dann allerdings unbedingt in Buchform, teuer gebunden etc., sein muss, ist in der Tat eine andere Frage, da es sich ja keineswegs um Erstveröffentlichungen handelt.)
Hm, naja, um „Resteverwertung“ handelt es sich bei Eating Animals ja nicht -- genaugenommen handelt es sich nichtmal um ein schlechtes Buch (zumindest gibt es viele sehr viel schlechtere) oder ein unwichtiges Thema. „Jonfen“, wie ich ihn seit Everything is Illuminated gerne nenne, liegt dieses Thema auch wirklich sehr am Herzen, wie man in diversen Interviews wie z.B.: http://www.youtube.com/watch?v=YYZ7IlWo3BM
sehen kann. Ich glaube also nicht, dass ein gieriger Verleger/Agent allein daran schuld ist. Aber ich glaube, dass ein wirklich guter Agent/Verleger Jonfen davon abgeraten hätte, das Thema auf diese Weise anzugehen und das Buch in dieser Form (allein von der Aufmachung her wird das Buch in eine Reihe mit seinen Romanen gestellt und es wird nicht darüber informiert, dass es sich um ein Sachbuch handelt) herauszugeben. Ein wirklich guter Agent/Verleger wäre darauf bedacht gewesen, Jonfens Ruf als „novelist“ der Spitzenklasse nicht auf diese Weise zu riskieren. Und hätte das Manuskript gewinnbringend an Michael Moore verkauft…
Ach so, ja, ähm, tandis que mon Francais n’est pas trôp mal, je suis sûre qu’il y a d’autres personnes beaucoup plus qualifiés d’écrire des critiques en Francais que moi-même. Alors, les enfants, les volontaires d’abords! ;)
Trotz 10 monatiger Verspätung, aber unter Berücksichtigung des Themas, komme ich nicht umhin mir Kritik an diesen Blog-Eintrag zu erlauben. Ich schätze Jonathan Safran Foer als Autor sehr, was auch sein neustes Werk „eating animals“ miteinschließt. Dementsprechend habe ich mich gefreut, deinen Beitrag zu lesen, musste letztendlich aber konsternieren, dass du keine handfesten Argumente gegen die Veröffentlichung vorbringst. Die, wie du sie nennst „bizarre Mischung“ aus persönlicher Lebensgeschichte und dem Darlegen von Fakten über „factory farming/animal cruelty“ wird nicht umsonst dem Genre der „Populärwissenschaft“ zugeordnet und diente in dem Fall dazu eine allgemeine Diskussion über Vegetarismus loszutreten. Was dem Autor ja durchaus gelungen ist, schließlich ist das Buch sowohl in den USA als auch hier in Deutschland ein Bestseller geworden -- welches Buch, dass eine ähnliche Thematik behandelt, kann das von sich schon behaupten? -- und widerlegt dementsprechend auch dein Argument:“ anyone could have told us this.“ Leider nicht, bzw. hätte jener Autor/Wissenschaftler ansonsten kein öffentliches Gehör gefunden, wie es Foer geschafft hat [aufgrund Michael Moores verfälschender Arbeitsweise wäre auch er kein geeigneter Kandidat dafür gewesen]. Zudem illustriert Foers Großmutters Überlebenskampf während des Zweiten Weltkrieges, wenn auch auf sehr drastische Weise, welche Auswirkungen unsere täglich getroffenen Entscheidungen für den Einzelnen und pathetisch gesprochen für den Verlauf der Welt haben. “If nothing matters, there’s nothing to save.” In diesen Sinne muss man sich schon Gedanken machen über die Länge von industriellengefertigten Fangnetzen, wenn beim nächsten Einkauf/Restaurantbesuch Fisch bestellt werden möchte. Die Nachfrage bestimmt bekanntlich auch das Angebot. Aus deiner Kritik spricht einzig und allein die Enttäuschung kein weiteres „Everything is Illuminated” geliefert bekommen zu haben. Das mag für dich und manch anderen Fan „tragisch“ sein, spricht aber nicht gegen „eating animals“.
Lieber Markus,
vielen Dank für den Kommentar. Auch 10 Monate nach der Veröffentlichung des Eintrages (oder eigentlich erst recht dann) freue ich mich sehr über Reaktionen.
Nun aber zu Deinen Anmerkungen und meiner Verteidigung.
Ich glaube, einen Großteil Deiner Kritik bereits in meinem Kommentar vom 5.1. selbst entschärft zu haben, beim Rest werde ich versuchen, mich möglichst kurz zu fassen.
Meine persönliche Enttäuschung, keinen neuen Roman à la „Everything is illuminated“ geliefert bekommen zu haben, hast Du ganz richtig beobachtet. Ich war und bin enttäuscht. Allerdings weniger von „Eating Animals“ per se als von Jonathan Safran Foer als Romanautor und seinem Verleger/Agenten (woran auch der Erfolg des Buches -- er sei ihnen und der Welt von Herzen gegönnt -- nichts ändert).
Darum auch die etwas eigenwillige aber sehr bewusst gewählte Form des Beitrages, der weniger eine Rezension im herkömmlichen Sinne darstellt, als eine möglicherweise ebenfalls „bizarre Mischung“ aus Buchkommentar und persönlichem Leserbrief.
Den Appell eines enttäuschten Lesers an eine möglichst zeitnahe Rückkehr zu Foers eigentlichen „Leisten“, der Belletristik, inklusive.
Die Form finde ich auch große Klasse, hebt sie sich deutlich von den übrigen Einträgen hervor und weckt großes Interesse. Allerdings denke ich weiterhin, dass die Buchkritik stärker mit Argumenten belegt werden muss. Ansonsten wird es einfach banal…
By the way: Foer liest am 20.1. im Fritzclub --> http://www.buchboxberlin.de/index.php?sel=4#item402
Oh, cool, auch noch mit Karen Duve, da käme ich mit! Und vielleicht lese ich bis dahin auch „Eating Animals“ -- denn obwohl ich großer Fan der beiden Romane bin, hab ich mich da bisher nicht rangetraut…
Um auch noch etwas zur Kritik zu sagen: Ich finde überhaupt nicht, dass der Beitrag mangels guter Argumente wie eine banale Buchkritik wirkt. Im Gegenteil -- er wirkt überhaupt nicht wie eine Rezension und wollte genau das wahrscheinlich auch nie sein -- oder? Und die spontane Enttäuschung darüber, dass „Eating Animals“ einen als begeisterten Leser von „Everything is illuminated“ und „Extremely loud and incredibly close“ nicht so verzaubert, schließt ja nicht aus, dass es dennoch ein gutes Buch sein kann.
Zu sagen, das Buch gefällt mir nicht, ohne die Ablehnung argumentativ zu belegen und gleichzeitig einzuräumen, es mag an sich ein gutes Buch sein, halte ich für widersprüchlich und darüber hinaus auch für gefährlich. Entzieht man sich dadurch doch jeglichen Rechtfertigungsdruck und erstickt eine mögliche Diskussion im Vorfeld. Und um die Diskussion geht es ja, wie wir bei Andrew Sullivan „Why I blog“ nachlesen durften. ;) Auch zu behaupten, Foers neues Buch enttäuscht mich, weil es nicht wie die Vorgänger geschrieben wurde, ist unhaltbar. Das wäre so, als würde man Äpfel (Belletristik) mit Birnen (populärwissenschaftliches Sachbuch) vergleichen.
Nun ja, das mit dem guten Buch kam ja jetzt von mir (die es noch nicht mal gelesen hat…). Würde es sich hier um eine normale Buchbesprechung handeln, gäbe ich dir völlig recht, aber in diesem Fall wurde doch einfach nur spontane (!) und persönliche Enttäuschung geäußert -„writing out loud“ eben, wie Sullivan auch sagt. ;) Mit dem Inhalt des Buches hat das ja bewusst nur am Rande zu tun.
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Bekommt man hier einen Preis für den spätesten Kommentar??? Auch wenn der Hype um Jonfens Buch mittlerweile vorbei zu sein scheint und er mit Tree Of Codes bereits ein neues Werk vorzulegen hat (Fällt das auch unter Resteverwertung?), kann ich mich peinlicherweise erst jetzt dazu äußern. Eigentlich kann ich dem Autor zu seinem Buch nur gratulieren. Ich finde es toll, wenn Erzähler sich umschauen, was um sie herum passiert, und sich neu erfinden und ausprobieren. Das kann sowohl in Roman- als auch in Sachbuchform funktionieren: Ob das nun bedeutet, dass Franzen seine Hauptfigur in Freedom eine bedrohte Vogelart retten lässt und dabei ausführlich über unser Ökosystem aufklärt, David Wagners Erzähler in Vier Äpfel über die Lebensmittelindustrie philosophiert oder Jonfen Vegetarismus in einem Sachbuch thematisiert, ist mir, solange fantastisch und nachhaltig erzählt wird, dabei egal. Übrigens habe ich mich mal in ein paar Buchhandlungen umgeschaut: Eating Animals stand jedes Mal schön artig bei den Sachbüchern. Ich denke, dass ein Ausflug in die Non-Fiction-Abteilung Autoren durchaus gut tun kann. Und dem Verlag natürlich auch ;-)
Klaro, hier ist der Award! Tätätä!!! : -)
Spätestens seit The Tree of Codes wissen wir, dass Mr. Foer auch Handwerker ist. Schaut euch die tollen Sachen an, die er für seine Freunde macht… unglaublich!
http://www.dailycandy.com/all-cities/flipbook/95934/Jonathan-Safran-Foers-Creations#slide=2