Von Penne, Spiegeleiern und Nachos. Unser Resümee der ersten fünf Lesungen bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur 2016.
Stefanie Sargnagel – Penne vom Kika
von Juliane Noßack
„Ich glaube, es wird ein guter Tag, denn ich habe das Gefühl, ich habe mein Leben im Griff.“
Ich glaube, das war ein guter Bachmannpreis-Auftakt, denn ich habe das Gefühl, Stefanie Sargnagel hat 1 unterhaltsamen Text gelesen. Aber Unterhaltungswert ist nach Bachmannpreismaßstäben wohl keine literarische Kategorie. Auch über die Literarizität des Sargnagel-Texts war sich die Jury uneinig.
Von vorn: Ich war sehr gespannt auf den Auftritt der österreichischen Schriftstellerin, die primär als Facebookposterin bekannt ist. Von Sandra Kegel eingeladen, war Sargnagels Teilnahme beim Bachmannpreis in den letzten Wochen umstritten. Im Vorfeld kündigte sie an, jedem Autor in Klagenfurt ein „Ich zerfick dich!“ ins Ohr zu hauchen. Ziemlich wild.
Heute Morgen nimmt Sargnagel, eigentlich Sprengnagel, dann aber doch sehr brav auf dem Bachmannpreislesestuhl Platz. Wie gewohnt mit rotem Käppchen, dazu ein geblümtes Kleid und dezente Perlenohrringe, sitzt sie da. Der graue Raum wird dunkel, Spot an, los geht’s. Irritierend ist zunächst der auf den Boden projizierte Text, der in Star-Wars-Manier vor dem Lesepult abläuft. Sargnagel jedoch legt eine souveräne Performance hin. Aber ach, schon wieder dieser hippe, blasierte Ist-mir-doch-alles-egal-Duktus! Doch wenigstens versucht die 30-Jährige nicht, einen Generationentext zu konzipieren. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.
Außerdem schafft Sargnagel Bilder, die mich schmunzeln lassen. Das Haar im Arsch beim Duschen, das kommt mir bekannt vor:
Ich […] wusch mich gründlich in der Dusche. Ein langes Haar war dabei zwischen meine Arschbacken gespült worden. Ich zupfte es langsam heraus, ein schneidendes, schaurig schönes Gefühl […]
Spätestens als dann „dicke Kinder“ ins Spiel kommen, gibt es auch im sonst so gesetzten Zuschauerraum kein Halten mehr. Ein Kichern hier, ein halblautes Lachen dort – für das Klagenfurter Literaturbetriebstreffen durchaus euphorische Gefühlsausbrüche.
Die Jury ist jedoch gespalten. Solch ein hitziger Austausch gleich zu Beginn des Wettlesens macht Freude. Vor allem Meike Feßmann und Hildegard Keller kritisieren die Klischeebeladenheit, Banalität und Adjektivlastigkeit des Textes. Begründete Vorwürfe. Sandra Kegel springt „ihrer“ Autorin zur Seite. Nur leider übertreibt sie etwas, wenn sie ernsthaft behauptet, Faust könne neben Sargnagels Figuren einpacken. Penne vom Kika lebt von der Performance der Autorin, ihrem österreichischen Akzent und ihrer theatertauglichen Mimik beim Lesen.
Mein „inneres Poesievögelchen“ hat während der Lesung des selbsternannten „It-Girls“ glücklich gezwitschert. Ein gelungener Auftakt! Zum Bachmannpreis wird es wahrscheinlich nicht reichen, deswegen meine Forderung: Sargnagel for Publikumspreis!
Sascha Macht – Das alte Lied von Senor Magma
von Marie Markert
Einmal kann das ja passieren. Manchmal ist es eben Geschmackssache. Ab und zu hat man halt einen abseitigen Geschmack. Aber wenn man gleich zweimal nacheinander dem Jury-Konsens heftig widerspricht, macht man sich schon seine Gedanken.
Wenigstens Meike Feßmann teilte meine Meinung, dass Stefanie Sargnagels banaler, aus aneinandergereihten Klischees bestehender Text und dessen oft gehörte, generationstypische Erzählhaltung von der Jury mit Faust-Vergleichen überinterpretiert wurde.
Doch die einzige Verfechterin, die mir bei Sascha Macht zur Seite steht, ist Hildegard Keller, die den Autor eingeladen hat und ihn nicht einmal besonders argumentreich zu verteidigen weiß. Aber eines ihrer Argumente teile ich unbedingt: Der Text feiere die Kraft der Imagination, um die es doch in Klagenfurt gehe. Er sei die Offerte einer Welt. Er lädt ein, man muss sich einlassen. Auf diese Stimmung einer Stadt, umgeben von Dschungel: Ich fühle die Luft, schwer vom nahenden Gewitter, ich rieche die Orangen und sehe gedeckte, aber intensive Farben. Wir gehen mit dem Erzähler durch die Straßen, um uns das Leben der Studierenden. In der Universität treffen wir den „Spezialisten für Wirtschaftssysteme sogenannter Mikronationen“, der sich fragt, „warum zum Teufel so verschwindend wenige Leute auf die Idee kämen, auf ihrem eigenen Grund und Boden souveräne Republiken, konstitutionelle Monarchien oder fanatische Diktaturen auszurufen. Darum, und nur darum müsse es gehen.“ Dort würde ich auch in die Lehre gehen, dieser Wissenschaftszweig birgt die Möglichkeit tausend skurriler Geschichten.
Und was steckt wohl hinter dem „Exklusivinterview mit dem desertierten Konteradmiral Werenki, der sich verbotenerweise in seinen Adjutanten Nelson verliebt hatte, daraufhin mit einer Handvoll treu ergebener Kämpfer in den Dschungel geflüchtet war und nun von dort aus mit einer geklauten Raketenbatterie jeden Morgen auf unsere Stadt feuerte“?
Diese Möglichkeiten sind es, die mich begeistern in dieser dystopischen, bedeutungsschwangeren Welt, in der die Magie der lateinamerikanischen Literatur zu Besuch ist.
Und dieser Erzähler, von dem ich mehr hören möchte. Seine Haltung schwankt zwischen biederem Konservatismus und liebevoller Kassandra – und trotz seiner Zurückgenommenheit entfaltet er eine bisher ungehörte Stimme zwischen übertriebenem Pathos und eben dieser von den Juroren angekreideten großartigen Gleichgültigkeit.
Deshalb schließe ich, glücklich und trotzig, mit dem Textzitat und gleichzeitig René Polleschs Tweet: „Ich kann einfach nicht begreifen, warum das niemand hören will.“
Marko Dinić – Als nach Milošević das Wasser kam
von Clara Sondermann
Dinić liest stehend, langsam und mit lauter Stimme. Er pointiert Sätze und Worte mit dem Nachdruck eines polemischen Redners oder Politikers. Damit verschafft er seinem Text nicht nur Aufmerksamkeit, sondern versetzt das Publikum gleichzeitig in die Atmosphäre der Zeit, in der sein Text spielt.
Die Erzählung setzt im Jahr 2006 ein, wovon erzählt wird, ist da gerade sieben Jahre her. Rückblickend erschreibt sich der Erzähler sein elf Jahre altes Ich und lässt es aus Belgrad zur Zeit des Kosovokrieges berichten. Serbien kämpft im bewaffneten Konflikt um die Kontrolle des Kosovos. Slobodan Milošević ist Präsident der Bundesrepublik Jugoslawien. Die NATO schreitet ein, um die Regierung unter Milošević zum Rückzug der Armee aus dem Kosovo zu zwingen.
Der 24. März kam. Die Flieger kamen und brachten Tomahawks und Streubomben. Das kümmerte uns wenig, weil wir nicht genau wussten, was Tomahawks und Streubomben waren. Wir imitierten ja nur die nationalistischen Grunzlaute unserer Eltern.
Aus der Ich-Perspektive des jugendlichen Protagonisten wird in erster Linie der Konflikt seiner Generation mit der seiner Eltern verhandelt. So beschimpft er seinen Vater als „kadavergehorsamen Wurm“. Im Gegensatz zu ihm kann er sich nicht in Nostalgie suhlen. Was um ihn herum geschieht, weiß er selbst nicht genau. Es kümmert ihn auch scheinbar nicht, nach dem Motto: „Die Großen machen Krieg, wir haben schulfrei.“
Juror Stefan Gmünder ist beeindruckt davon, wie der Text mit historischen Themen umgeht, wie feinfühlig und genau die Erzählung ist, wie der Blick des Erzählers auf sich selbst zurückgeht. Für Klaus Kastberger ist das purer Realismus, und er sieht in der Erzählstimme außerdem eine Gegenstimme zur gängigen Aufarbeitung des Jugoslawienkrieges, weil diese offen zugebe, dass man vor Ort sein könne, ohne irgendetwas über das, was passiert, zu wissen: „Eigentlich weiß ich nichts von Milošević, und eigentlich weiß ich nichts über die NATO, …“. Damit spreche Dinić ein größeres Problem an, das über den Text hinausweise, nämlich jenes, sich eine Meinung über die Ereignisse bilden zu müssen, ohne es zu können.
Außerdem singt Dinić – ja, er singt: Der Erzähler rekurriert im Text auf eine Hymne über den Balkan von Branimir Johnny Štulić – Dinić singt sie am Rednerpult in Klagenfurt. Das gefällt den Jurorinnen und Juroren, bei denen der Text ohnehin sehr gut ankommt. In der Erzählung aus der Distanz komme im Zitieren der Strophen des Balkanliedes jene Sentimentalität zum Ausdruck, die das jüngere Ich des Erzählers während des Krieges nicht zulassen will. Die Ambivalenz des Erzählers werde so geschickt in das Lied verschoben, meint Juror Hubert Winkels.
Eine subtile Poetik in Dinićs Bildern trägt den Text: wie in jenem von den Jungs, die auf einem Springturm über einem leeren Schwimmbad sitzen und darauf warten, dass das Wasser kommt. Da ist er, der charakteristische Dinić-Sound, hier am Ende des Textes:
„Unten besprenkelt der Wasserstrahl weiterhin das Altpapier. Wirft kleine Regenbögen in die Landschaft.“
Bastian Schneider – MEZZANIN
von Ann-Kathrin Canjé
In unserem Redaktionsraum ist es plötzlich sehr ruhig, als Bastian Schneider mit dem Lesen seines Textes beginnt. Schlafen die ersten etwa schon? Vielleicht müsste er singen, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich nutze die Stille, um zu notieren.
Erste Notiz (handschriftlich): Liest sehr schön, betont sehr schön, (sieht schön aus?).
Zweite Notiz (in Gedanken): Obacht! Ich ermahne mich augenblicklich selbst, denn: Ich möchte heute meinen kritischen Blick schärfen, weil ich weiß, dass dieser oft allzu verschwommen ist. Mich nicht einfach nur berieseln lassen. Also den Text öffnen, mitlesen.
Dritte Notiz: Wie war noch gleich der Titel? Mezzanin? Erstmal dudeln. Ja, ich gebe es zu. Ich weiß nicht, was (das, der) Mezzanin ist. Duden sagt: niedriges Zwischengeschoss, meist zwischen Erdgeschoss und erstem Obergeschoss.
Folgende Notizen: Kunststück. Personalisierte Schuhe. Handschuhe in einer Pfütze. Stückelungen.
Schlussfolgerung: Der poetische Ansatz des Autors wird schnell deutlich. Die Texte wirken wie kleine Schreibaufgaben, die Schneider sich selbst gestellt und im Zettelkasten der Rubrik Stücke gesammelt hat. Jedes Fragment, das er liest, vom starken Stück über das Miststück bis hin zum Schlußstück, besteht aus bloßen Gedanken, Beobachtungen und szenischen Momenten. Alles in allem bleibt jedes für sich ein Gedankenfetzen, wie das Bruchstück: „Ich spreche gebrochen und breche gesprochen entzwei.“ Fast nebensächliche Beobachtungen werden bedeutsam und zeugen von seinem Scharfblick: „Im leeren Weihwasserbecken der Kapelle lag eine tote Motte.“
Bastian Schneiders Miniaturen sind szenische Kamerafahrten aus der Perspektive eines laufenden Erzählers, der an den alltäglichen Stücken dieser Welt hängenbleibt. Die Bilder, die geschaffen werden, die verschiedenen Erzählperspektiven und Beobachtungen sorgen dafür, dass der Leser immer wieder aus der Nähe in die Distanz verwiesen wird. Mal bleibt man kurz an Figuren wie dem Pärchen im Café oder dem Jungen mit dem roten Haar hängen, dann sieht man doch wieder nur den Lederhandschuh in der Pfütze.
Das Tanzstück ist das längste Fragment. Hier kommt Schneider ins Erzählen, das funktioniert schon besser. Endlich entwickelt sich eine Handlung, und dadurch baut sich Spannung auf. Zum Beispiel wenn der Erzähler tanzende Paare beobachtet und schildert, wie ein Mann ganz unbemerkt durch sie hindurchtänzelt und neugierig wird.
Ich schaute den Schritten und Drehungen gebannt zu, bis ich einen Mann bemerkte, der scheinbar allein über die Tanzfläche lief und sich um die Paare nicht kümmerte, ja, gleichsam durch sie hindurch ging.
Von solch seltsamen Beobachtungen wünscht man sich mehr, denn alles in allem scheinen die vielen Skizzen nichtssagend. Wenn man möchte, kann man darin vielleicht etwas Größeres sehen. Vielleicht muss man den Text dafür aber auch öfter lesen. Zum Beispiel Sätze wie „Der Blick zum Himmel ist eine Suche nach Überlebenden am Meeresgrund – aussichtslos.“
Laut Sandra Kegel hat Schneider mit seinem Text ein „literarisches Stillleben“ geschaffen. Das trifft es ganz gut und zeigt einmal mehr, wie verschieden Geschmäcker sein können. Wer Stillleben mag, wird auch diesen Text mögen. So wie Kastberger Schneider dafür lobt, sich in diese Form der Kurzprosa begeben zu haben. Der Rest der Jury scheint weniger begeistert. Meike Feßmann etwa findet klare Worte, als sie dem Autor empfiehlt, nochmals die Kurzprosa-Schule zu besuchen.
Abschließend bleibt mir vor allem der Vergleich mit dem Stillleben in Erinnerung. Bastian Schneiders Text ist ein leiser Text. Vielleicht zu leise für den Bachmannpreis. Ich mag ihn wegen seiner Sprache und Melodie, obwohl er mir nichts erzählt. Ich bewundere den Mut des Autors, dieses Experiment gewagt zu haben. Gleichzeitig frage ich mich, auf welchen Text ich denn noch warte, welche Geschichte ich hören möchte. Vielleicht muss auch einfach mal wieder jemand bluten.
Selim Özdogan – Ein geheimer Akkord
von Patrizia Seibert
Zum Abschluss des ersten Tages des Ingeborg-Bachmann-Preises 2016 tritt der türkischstämmige Selim Özdogan auf. Nach viereinhalb Stunden lässt die Konzentration im Wettbureau langsam nach, doch wir reißen uns noch einmal zusammen und blicken erwartungsvoll auf die Leinwand.
Bevor es richtig losgeht, streifen im Hintergrund noch einige Zuschauer umher. Manche verlassen den Raum, andere suchen nach ihrem Sitzplatz. Es ist noch nicht ganz Ruhe eingekehrt, da kündigt Christian Ankowitsch bereits das Videoporträt an, das prompt eingespielt wird.
Das Erste, was man sieht, ist der Schatten eines tanzenden Mannes, dann den Autor, der stumm daneben auf dem Boden liegt. Aus dem Off erklingt die Stimme Özdogans, der über das Leben und Schaffen als Autor philosophiert und dabei die Wassermetapher ausschöpft. Die tanzende Gestalt soll diese Metapher vermutlich bildlich veranschaulichen, löst bei mir jedoch zunächst Verwirrung aus. Der kurze Film, der einen durch die monotone Stimme und das bläuliche Licht in eine Art Trance versetzt, stellt die Einleitung zu der bevorstehenden Lesung dar.
Spotlight on: Selim Özdogan hat sich dafür entschieden, seinen Text Ein geheimer Akkord im Stehen, am Podest vorzutragen. Er erzählt die Geschichte eines Schriftstellersohns, der nach dem Tod seines Vaters sein Leben mit einem für andere unsichtbaren Hasen verbringt, während seine Mutter immer wieder an Depressionen leidet und sich schließlich in eine Klinik einweisen lässt.
Im Urlaub mit dem Hasen trifft der Ich-Erzähler auf einen Inder, der Germanistik studiert und deshalb auch mit dem Werk seines Vaters Armin Rahmann vertraut ist. Sofort erzählt er ihm alles, was er über den verstorbenen Autor weiß und was so gar nicht zum Bild, das der Erzähler von seinem Vater hat, passt. Da dies keine ungewohnte Situation für ihn ist, kontert er bloß mit „Ja, ja, deine Mudder“. Die Handlung gipfelt darin, dass der Inder die Festplatte im Nachlass Armin Rahmanns knackt und damit das Geheimnis lüftet, dass er nicht der alleinige Autor seiner Werke war. Mit dem verlöschenden Ruhm des Vaters verschwindet auch der Hase, der den Erzähler zwölf Jahre lang begleitet hat. Was bleibt, ist der Neid auf die Menschen um ihn herum, deren Hasen er nun überall sehen und hören kann.
Während der Lesung gestikuliert Özdogan wild und wirft ständig Blicke ins Publikum. Besonders seine rechte Hand vollführt dabei so viele Bewegungen, dass der Kameramann ihr sogar eine Nahaufnahme widmet. Dadurch erhaschen die Zuschauer einen Blick auf das leuchtend rote Tattoo auf Özdogans Arm. Ein witziges Detail der Lesung ist die verstellte Stimme des Autors, wenn er den Hasen zu Wort kommen lässt. Erinnerungen an die Känguru-Chroniken werden in mir wachgerufen, und ich denke unwillkürlich, dass das schnapspralinensüchtige Beuteltier und der nachofressende Hase sich gut verstehen würden. Die gesamte Inszenierung der Lesung hat für mich einen größeren Unterhaltungswert als die der anderen männlichen Autoren an diesem Tag. Da dem Text nicht schwer zu folgen ist, entscheiden sich die meisten Zuschauer und auch ich mich dafür, dem Autor bei seinem Vortrag zuzuschauen, statt hochkonzentriert auf das Blatt zu stieren, wie es bei anderen Lesungen der Fall war.
Die Meinungen der „sieben Hasen von der Jury“, wie Moderator Ankowitsch sie betitelt, gehen weit auseinander. Während Hildegard Keller die tolle Lesung lobt und den Hasen gar nicht enträtseln möchte, ist Meike Feßmann der menschgewordene Kontrapunkt. „Das ist doch miserabel konstruiert. Stört Sie das nicht? Stört das niemanden?“, stößt sie fassungslos hervor, nachdem auch Juri Steiner, wie immer mit viel Handgewedel und komplizierten Formulierungen, seine Meinung schlussendlich mit „Dieser Kiffer ist wirklich souverän.“ auf den Punkt bringt. Sandra Kegel schwingt als Feministin die Fahne und bezeichnet den Text nicht nur als männlich, sondern stört sich auch an der einzigen Frauenfigur, der depressiven Mutter.
Trotz des Unterhaltungswertes lässt sich über die Literarizität des Textes streiten. Für mich bleibt es zwar Unterhaltungsliteratur, aber dennoch ein würdiger Abschluss des ersten Lesetages.
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