Hervorgegangen ist die junge Lesereihe Sachen mit Wœrtern aus dem gleichnamigen unabhängigen Literaturmagazin, welches von Anneke Lubkowitz, Theresa Lienau, Mena Koller und Laura Schlingloff gegründet wurde. Das Magazin bietet ein abwechslungsreiches Programm, bestehend aus verschiedensten Lyrik- und Prosatexten, Illustrationen und Fotografien sowie interessanten redaktionellen Beiträgen.
Zusammengefasst heißt es auf dem Cover: „Eine Zeitschrift für Literatur und Ähnliches“, und auch bei den Veranstaltungen wird dem Facettenreichtum der Literatur keine Grenzen gesetzt. Experimentierfreudig planen die Veranstalterinnen die Lesungen an originellen Orten und erfreuen sich an neuen Formaten. Ob in der „Lettrétage“, in der beliebten Neuköllner Buchhandlung „Die Buchkönigin“, in der verrauchten „Laika“ im Körnerkiez oder im clubbigen „Kater Blau“ am Spreeufer – sie lassen ihre Autor*innen dort lesen, wo Stimmung, Text und Publikum ein Ganzes werden.
Beginn: zwischen 19-20 Uhr
Eintritt: zwischen 0 – 6 Euro, je nach Veranstaltungsort
Homepage: www.sachenmitwoetern.com
nächste Lesung: 27. Januar 2017
Wie würdet ihr die Lesereihe Sachen mit Wœrtern in drei Wörtern beschreiben?
entspannt
experimentierfreudig
abwechslungsreich
Wie kam es zu der Idee, eine Lesereihe neben der Veröffentlichung des Magazins zu etablieren?
Zum einen ist es uns wichtig, dem Aspekt der gesprochenen Sprache, des vorgetragenen Textes, der ja durchaus offener, wandelbarer ist als der gedruckte, in unserem Projekt einen angemessenen Raum zu geben. Zum anderen sehen wir im Veranstalten von Lesungen eine gute Möglichkeit für unsere Autor*innen, ihre Texte an verschiedenen Orten ganz unterschiedlichen Publikumsgruppen zu präsentieren. Und es geht uns natürlich darum, Literatur unter die Leute zu bringen, weshalb wir oft keinen Eintritt nehmen und auch unkonventionellere Lese-Orte auswählen wie Bars, Parks oder Clubs.
Nach welchen Kriterien wählt ihr Autor*innen aus?
Das ergibt sich im Grunde aus der Auswahl, die wir für jede Ausgabe des Magazins treffen. Alle Autor*innen, die im Heft etwas veröffentlicht haben, können, wenn sie Lust und Zeit haben, an Lesungen teilnehmen. Allerdings heißt das nicht, dass sie den Text aus dem Heft lesen müssen, da sind wir sehr offen. Generell bemühen wir uns um eine gute Mischung aus Lyrik und Prosa. Es gibt Autor*innen, die immer wieder lesen, etwa weil sie in verschiedenen Ausgaben mit Texten vertreten sind, aber wir achten auf jeden Fall auch darauf, immer neue Gesichter mit dabei zu haben.
Was versteht ihr unter einer gelungenen Lesung? Für Publikum und Autor*in?
Eine Lesung ist gelungen, wenn man sieht, dass zwischen Lesenden und Publikum etwas entsteht – eine geteilte Begeisterung, Fragen, Denkanstöße oder auch Widerspruch – der berühmte überspringende Funke. Wir freuen uns, wenn Leute in den Pausen ins Gespräch kommen oder nach der Lesung noch bleiben, um sich weiter zu unterhalten, über die Texte zu diskutieren, den Autor*innen Fragen zu stellen, oder wenn es auch zwischen den verschiedenen Autor*innen zu einem Austausch kommt und sich daraus vielleicht sogar neue Kooperationen und Projekte ergeben. So eine Lesung darf schon ein wenig „Saloncharakter“ haben.
Wie wichtig ist Interaktion mit dem Publikum?
Wie gesagt, es ist uns wichtig, dass das Publikum wirklich etwas mitnimmt aus der Veranstaltung. Aber wir sehen uns nicht wirklich in der Rolle, da direkt einzugreifen, etwa durch eine Einbindung über Fragen oder Ähnliches. Wie die Autor*innen das in ihrem Vortrag umsetzen, überlassen wir ihnen selbst. Wir sehen unsere Funktion darin, beide Seiten zusammenzubringen, und versuchen, eine offene, entspannte Atmosphäre zu schaffen und eben auch so etwas wie das Gespräch nach der Lesung zu fördern.
Was müssen Literaturveranstaltungen zukünftig bieten, um neue Zielgruppen zu gewinnen?
Flexibilität und Vielseitigkeit sind hilfreich – die Offenheit, sich auf unterschiedliche Orte und Publikumsgruppen einzulassen, vielleicht wirklich zu den Leuten gehen, anstatt zu überlegen, wie man sie locken kann. Natürlich ist auch die Verbindung mit anderen Künsten von Vorteil, das Experimentieren mit Formaten.
Seht ihr Performativität als wichtige Komponente, Literatur zu vermitteln?
Absolut. Wir sind als Print-Magazin natürlich die letzten, die sich gegen den gedruckten Text aussprechen würden, aber Literatur ist eben doch noch so viel mehr. Für uns selbst ist es immer eine Riesenüberraschung, die Texte aus dem Heft das erste Mal gelesen zu hören. Und das ist für das Publikum bzw. die Leserschaft nicht anders. Die Spontanität und persönliche Perspektive, die das Vortragen der Texte ermöglicht, die Interaktion mit dem Publikum machen Sprache für die meisten lebendiger und zugänglicher als der geschriebene Text.
Wie hat sich die Lesereihe über die Zeit verändert/entwickelt?
Wir haben mit Release-Lesungen angefangen und sind dann dazu übergegangen, auch weitere Veranstaltungen anzubieten, allein schon, um mehr Autorinnen und Autoren die Möglichkeit zu geben, etwas zu lesen. Mittlerweile veranstalten wir fast jeden Monat eine Lesung. Außerdem sind wir mit der Zeit experimentierfreudiger geworden und haben neue Orte entdeckt.
Welche Atmosphäre wünscht ihr euch für eure Veranstaltungen? Was bieten eure Veranstaltungsorte?
Jede unserer Lesungen ist anders, jeder Ort ist anders, also wünschen wir uns auch für jede Veranstaltung etwas anderes – am schönsten ist es, wenn man das, was der Ort bietet, mit der passenden Atmosphäre ergänzen kann. Verraucht-verrucht und lässig in den Kneipen, nachdenklich und anregend in einer Buchhandlung, ausgelassen und cool im Club. Literatur kann so viele Stimmungen erzeugen, wie es Lese-Orte gibt!
Welche drei Gründe könntet ihr nennen, warum wir einen Abend bei euch nicht verpassen sollten?
1. Man hört nie schlechte Texte bei uns.
2. Man trifft entweder neue, bekannte, wichtige oder verrückte Leute, und manchmal sind sie alle da
3. Man kann es sich leisten bzw. sollte es sich gönnen!
Zu der Veranstaltung „Klein & Laut“ im Kater Blau gibt es hier einen Rückblick zum Nachhören!
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