Im Gespräch mit STILL

Das S T I L L Magazin hat große Pläne! Neben der neuesten Foto- und Literatur-Ausgabe entstehen derzeit Pläne für eine eigene Reihe von Drama-Texten in Buchform. Marie hat drei der Redaktionsmitglieder zum Interview getroffen, um zu erfahren, was es damit auf sich hat.

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©S T I L L

Was ist S T I L L?

Marc: S T I L L ist ein Magazin für neue Literatur und Fotografie. Unsere vierte Ausgabe erscheint diesen Frühling.

Kommen alle Mitglieder der S T I L L aus einem literaturaffinen Bereich?

Marc: An dem Projekt arbeiten wir mittlerweile in einem internationalen Team aus 13 Redakteuren, Autoren, Fotografen und Designern in Berlin und New York. Meine Herausgeber-Kollegin Nike und ich haben beide Politik studiert. Die meisten Mitglieder aus der Literatur-Redaktion schreiben auch selbst, Svenja und Malte studieren beispielsweise beide szenisches Schreiben. Literaturaffin sind wir demnach, betriebsblind hoffentlich nicht.

Euer nächstes geplantes Projekt ist eine Buchreihe, für die ihr derzeit Texte der neuen Dramatik sucht. Wie kam es zu dieser Idee?

Marc: Es gab immer schon Theatertexte bei S T I L L, aber nur in Auszügen. Mit dem Gedanken, ganze Stücke zu veröffentlichen, spielen wir schon lange, jetzt war es einfach Zeit!

Svenja: Ich bin zu S T I L L erst für dieses Projekt dazugekommen. Als Theater-Autorin habe ich mich lange nicht dem Literaturbetrieb zugehörig gefühlt. Das hat damit zu tun, dass auf Lesungen und in Publikationen szenische Texte stark unterrepräsentiert sind.

Malte: Meiner Meinung nach liegt das daran, dass sich Theater-Autoren oft nicht als Autoren verstehen und ihre Texte nicht als Literatur sondern vielmehr als Gebrauchstexte ausschließlich fürs Theater. Beziehungsweise: Es besteht der Gedanke, dass der Text überhaupt erst im Theater stattfindet, da man nicht damit rechnet, dass den Text jemand anderes als der Regisseur in die Hände bekommt.

Svenja: Mit unserem Buch-Projekt erhoffen wir uns daher ein Bewusstsein für den Drama-Text als Literatur zu schaffen und wünschen uns, dass wir etwas in der Theaterszene anstoßen. Nämlich den Gedanken, dass ein Theatertext nichts sein muss, das fürs Theater geschrieben wird, sondern auch etwas, das gegen das Theater geschrieben wird und dessen Übersetzbarkeit in eine Inszenierung eine Herausforderung darstellt.

Svenja: Als Theater-Autorin habe ich mich lange nicht dem Literaturbetrieb zugehörig gefühlt. Das hat damit zu tun, dass auf Lesungen und in Publikationen szenische Texte stark unterrepräsentiert sind.

Worin besteht das Potential, sich außerhalb des Theaters ein Publikum zu verschaffen?

Malte: Ich glaube, dass ein erhöhtes Formbewusstsein im Schreiben und ein Wissen über die Literarizität von Theatertexten nicht nur den Drama-Autoren, sondern auch dem Theater gut tun würde. Denn wenn du ein stärkeres Gewicht auf den Text und seinen Autor legst, wird auch der Regisseur freier und seine Arbeit sichtbarer.

Svenja: Wenn die Text-Vorlage bekannt ist, kann man schließlich sehen, was Teil der Inszenierung ist, was die Interpretation und Strichfassung des Regisseurs ist und welche Elemente nicht aus dem Text stammen. Kurz gesagt ist die Idee, eine Demokratisierung des Rezeptionsprozesses anzustoßen.

Wieso braucht es für diese „Mission“ ein Buch und keine Spezial-Ausgabe des Magazins?

Marc: Wir haben vor drei Jahren mit einem gedruckten Magazin begonnen, um einen jährlichen Überblick zu liefern: Was gibt es Spannendes, Neues. Inzwischen denken wir immer mehr von den Inhalten her und stoßen dabei mit dem Magazin auf Grenzen. In Zukunft wollen wir Formate entwickeln, die den Inhalten besser gerecht werden und gleichzeitig auch die Möglichkeiten zeitgemäßen Publizierens, analog und online, weiter erkunden. Wenn man so will, wird es also eine Spezial-Ausgabe der S T I L L, in der wir die Magazin-Idee auf neue Formate übertragen. In der geplanten Drama-Reihe sollen dann immer zwei Texte zusammen veröffentlicht werden.

Welche Vorteile hat so eine Doppelveröffentlichung?

Svenja: Das hat zum einen verlegerische Vorteile, weil wir in den Intervallen, in denen wir publizieren, lieber gleich zwei Texte rausgeben. Es gibt genug Texte, die herausgebenswert sind, da sind wir uns sicher.

Malte: Ich glaube, dass ein erhöhtes Formbewusstsein im Schreiben und ein Wissen über die Literarizität von Theatertexten nicht nur den Drama-Autoren, sondern auch dem Theater gut tun würde.

Marc: Wer das Buch wegen eines bestimmten Autors oder Textes kauft, bekommt immer noch einen anderen Text mit dazu. Wir nennen das „double feature“, wie damals im Kino, zwei Filme für ein Ticket. Die Texte sind gleichberechtigt und laufen aufeinander zu, ein Cover vorne, eins hinten, der Leser entscheidet selbst, wo er anfängt.

Euer Open Call richtet sich zunächst aber allein an deutschsprachige Drama-Autoren. Wie passt das noch mit eurem Konzept zusammen, Texte in Deutsch und Englisch zu veröffentlichen?

Marc: Die Reihe ist erst mal offen angelegt und der erste Band wird auf Deutsch gestartet, aber es soll in Zukunft auch Übersetzungen oder englische Texte für dieses Format geben.

Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen, wenn man seinen Text bei euch einreichen will?

Malte: Wir richten uns dezidiert nicht nur an etablierte Autoren. Erfahrung, Erfolg und Alter spielen keine Rolle im Auswahlverfahren.

 

Wenn ihr euch jetzt angesprochen fühlt, weil ihr ganz fantastische Drama-Autorinnen und -Autoren seid, könnt ihr eure Texte bis zum 1. Juni bei der S T I L L – Redaktion einsenden. Das erste Buch soll dann bereits im August erscheinen. Viel Erfolg!

Marie Krutmann
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