In Mario Gomes‘ Film „Tabu“, der aktuell in den Kinos läuft, geht es um das große Ganze ebenso wie um das individuelle Schicksal. So kommen Portugals Kolonialvergangenheit und die Lebensgeschichte einer alten Frau zusammen. Herausgekommen ist ein außergewöhnlicher Schwarz-Weiß Film.
Schauplatz des ersten Teils ist Portugal. Der Zuschauer lernt die alte Dame Aurora kennen, die gerade ihr gesamtes Vermögen verspielt hat und deren Gesundheitszustand sich zunehmend verschlechtert. Im Krankenhaus bittet sie ihre Nachbarin, einen Mann namens Ventura ausfindig zu machen. Dieser erreicht das Krankenhaus nicht mehr rechtzeitig. Aber er fängt an zu erzählen. Mit den Worten „Aurora wuchs in Afrika auf“ entfaltet sich die Handlung des zweiten Teils.
Wir hören die Stimme des alten Ventura aus dem Off, der Auroras Geschichte erzählt. Dies bleibt die einzige Stimme, die der Zuschauer hören wird. Man lernt die junge Aurora, gespielt von Ana Moreira, kennen. Begleitet sie, wie sie erst ihren Mann und dann ihren späteren Liebhaber kennenlernt: Ventura. Gezeigt wird ihr kurzes Glück, ihre verbotene Liebe, die kein Happy End haben kann und auch keins haben wird. Währenddessen sieht man die reichen Kolonialherren, die ihre Freizeit mit Jagen und Partys vertreiben, während der Schauplatz Afrika und die Einheimischen fast schon zur Nebensache degradiert werden. Nur am Rande erhält der Zuschauer Informationen zu den aufkommenden Aufständen seitens der afrikanischen Bevölkerung und dem sich langsam anbahnenden Ende der kolonialen Herrschaft Portugals.
Litaffins Fazit: Ein ungewöhnlicher Film, der durch die poetische und starke Erzählstimme des alten Venturas, gesprochen von Henrique Espirito Santo, überzeugt.
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