Einblicke ins Literarische Zentrum

Anna Marie Humbert ist derzeit eine von vier Volontärinnen am  Literarischen Zentrum in Göttingen. Mit LITAFFIN sprach sie über ihre Aufgaben im Literaturmanagement, Lieblingsautoren und Traumberufe.

Anna Marie Humbert

 

Das Literarische Zentrum vergibt jährlich studienbegleitende Volontariate im Bereich Literaturmanagement an vier Studierende der Universität Göttingen. Da interessiert uns zunächst einmal, was du studierst.

Ich studiere Germanistik und Theologie im zweiten Mastersemester.

Neben den zwei Programmleiterinnen Anja Johannsen und Gesa Husemann seid ihr insgesamt vier Volontärinnen, die in wechselnden Aufgabenbereichen im Literarischen Zentrum arbeiten. Wie sehen diese Aufgabenbereiche aus?

Da wäre zum einen der Aufgabenbereich der Hausverwaltung, „Saalmeisterei“ nennen wir das; das mache ich zurzeit. Da geht es einfach darum, den Laden zu schmeißen. Ich muss beispielsweise die Bar für die Abendveranstaltungen befüllen und alles in Schuss halten. Dann gibt es den Aufgabenbereich der Buchhaltung, das werde ich als nächstes übernehmen. Hier muss man sich um solche Dinge wie Finanzen und Steuern kümmern. Wir haben aber auch eine Steuerberaterin, die uns hilft und der man sozusagen zuarbeitet. Und dann gibt es den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, also unsere Außenrepräsentation. Dazu gehört die Pflege unsere Homepage, unseres Twitter-Accounts, der Facebookseite; also alles was nach Außen geht. Außerdem kümmert sich eine von uns um das Medienarchiv. Dort verwalten wir all die Fotos sowie Audio- und Videoaufnahmen, die wir bei den Veranstaltungen machen und archivieren auch Presse-Artikel über das literarische Zentrum.

Darf man als Volontärin bei den Veranstaltungen auch mal selbst moderieren?

Eine richtige Abendmoderation von Seite der Volontärinnen ist eher ungewöhnlich; das würde ich mir selber auch nicht zutrauen. Aber eine Anmoderation, bei der man den Autor oder den Gesprächspartner vorstellt, das können wir schon hin und wieder machen.

Zusätzlich zu den Aufgabenbereichen gehört übrigens auch immer die Autorenbetreuung. Jede von uns ist einzelnen Veranstaltungsabenden zugeordnet und muss sich dann speziell um diese Autoren kümmern.

Wie kann man sich das konkret vorstellen?

Wir holen die Autoren zum Beispiel vom Bahnhof oder vom Hotel ab, gehen nach der Veranstaltung mit ihnen essen. Ja, so etwas gehört auch immer dazu.

Welche Autorin oder welcher Autor, die/der im Zentrum gelesen hat, war für dich am beeindruckendsten?

Es gab so viele! Ich muss mal überlegen, was diese Saison mein Highlight war. Ich würde sagen, die Poetikvorlesungen von Marcel Beyer waren wirklich mit das dicht Erzählteste, Verrückteste, ja Beeindruckendste, was ich seit langer Zeit gehört habe! Da ich seine Bücher auch sehr gefeiert habe, hat die Betreuung auch total viel Spaß gemacht.

Die Poetikvorlesungen von Marcel Beyer waren wirklich mit das dicht Erzählteste, Verrückteste, ja Beeindruckendste, was ich seit langer Zeit gehört habe!

Kannst du uns vielleicht noch ein paar junge, weniger bekannte Autorinnen oder Autoren empfehlen?

Was heißt schon „weniger bekannt“? Also ich mag Teresa Präauer sehr, die im Göttinger Wallstein Verlag ihren Roman „Johnny und Jean“ herausgebracht hat. Das heißt, seit ihrer Nominierung für den Preis der Leipziger Buchmesse ist sie wahrscheinlich bekannt, davor war sie es glaub ich noch nicht. Teresa Präauer  kommt in der Sommersaison auch zu uns ins Zentrum, darauf freue ich mich schon sehr!

Außerdem… (denkt kurz nach). Ich glaube alle Leute die mich kennen, nervt das schon, weil ich das immer wieder sage: Ich finde Olga Martynova ganz toll, die wird im Droschl Verlag verlegt. Von ihr habe ich „Mörikes Schlüsselbein“ wirklich verschlungen. Das war ein ganz besonderes Buch für mich. In der Lyrikszene  sollte ich vielleicht bewanderter sein (lacht). Da würde mir als erstes Monika Rinck vom kookbooks Verlag in den Sinn kommen. Ja, die drei würden mir jetzt spontan einfallen.

Möchtest du nach deinem Studium auch gerne im Literaturbetrieb arbeiten?

Wenn ich die freie Wahl hätte und mir meinen Traumberuf aussuchen könnte, dann wäre ich am liebsten Lektorin im Belletristikbereich. Mit Festanstellung! (lacht)

Aber praktische Literaturvermittlung in einem Literaturhaus finde ich auch ziemlich stark. Noch schöner fände ich es, wenn es so eine interdisziplinäre Geschichte wäre. Also, dass man sich nicht nur ganz stark auf Literatur konzentriert, sondern Literatur auch mit anderen Aspekten wie Film, Musik und auch politischen Debatten verbindet. Ein Kulturhaus, wie es das auch schon in manchen Großstädten gibt, wäre für mich die Idealvorstellung von einem Kulturbetrieb, in dem ich arbeiten dürfte.

Vielen Dank für das nette Gespräch und weiterhin viel Erfolg in Göttingen!

Marie Krutmann
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