Von geradezu unauffälliger und stiller Schönheit ist Walter Kappachers neuer Roman „Der Fliegenpalast“. Auf völlig unspektakuläre Weise wird darin von zehn Tagen im Leben des alternden Hugo von Hofmannsthal erzählt. In Bad Fusch im Salzkammergut, dem Ort seiner Kindheit, hat Hugo von Hofmannsthal einige seiner berühmten, schwebend leichten Jugendgedichte geschrieben, nach Bad Fusch kehrte er Jahrzehnte später zurück, in der Hoffnung, sein Drama „Der Turm“ zu vollenden, das ihm nicht von der Hand gehen will. Obwohl dabei nicht viel passiert zieht das Buch tief hinein in die Krise der europäischen Moderne, wie sie sich Hofmannsthal dargestellt haben muss und in der er selber als Künstler sein Ende fand. Dabei bleibt Kappachers Sprache nüchtern, schnörkellos und zuweilen distanziert – und ist dennoch von einer wunderbaren Zartheit, die sich erst bei näherem Hinsehen erschließen mag. „Ein seltenes und großes Glück für die deutsche Literatur“ beglückwünschte die Süddeutsche Zeitung den Träger des Georg-Büchner-Preises 2009. Ein seltenes und großes Glück ist „Der Fliegenpalast“ nicht zuletzt auch für den Leser, der sich darauf einzulassen bereit ist.
Die ersten 18 Seiten des Buches könnt Ihr hier (PDF-Datei) lesen.
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