Seit 2020 veröffentlicht New Adult-Autorin Nina Kay ihre Romane als Selfpublisherin. Mit uns spricht sie über ihren Weg in die Freiberuflichkeit, wieso sie immer noch unter einem Pseudonym schreibt und wie es um ihr neuestes Projekt steht.
Noch während des Studiums hast du dein Debüt „Mercy Me“ beim Edel Elements Verlag veröffentlicht. Nach dem Studienabschluss bist du dann als Selfpublisherin in die Freiberuflichkeit gestartet. Ist das Schreiben für dich Arbeit oder Hobby?
Ich würde das Schreiben nicht als Arbeiten bezeichnen. Dass dabei auch etwas Geld abfällt, ist schön und nice to have, aber es würde mich nicht stören, wenn nichts dabei herauskäme. Fürs Geld habe ich nicht mit dem Schreiben angefangen. Das Schreiben ist das, was ich im Leben mache. Wenn ich das nicht mehr machen kann, dann ist das Leben fertig.
Warum schreibst du unter einem Pseudonym?
Der Verlag, bei dem ich 2018 mein Debüt hatte, meinte, es wäre cool, wenn ich mir ein Pseudonym ausdenke. Aus meinen Vornamen Nina Kristin und der englischen Abkürzung Kay hat sich Nina Kay ergeben. Das habe ich dann einfach weiterbenutzt. Außerdem korrespondiert der englische Name mit den englischen Titeln meiner Bücher und greift den New Adult-Trend auf. Das Setting meiner Bücher liegt ebenfalls in den USA, das passt einfach.
Du bist nicht nur Schriftstellerin, sondern arbeitest auch als freie Korrektorin. Wie lang hat es gedauert, bis du finanziell auf eigenen Beinen stehen konntest?
Mein erstes Buch als Selfpublisherin habe ich im Februar 2020 veröffentlicht, daher würde ich sagen Ende 2020. „All the Fucks we give“ ist ziemlich erfolgreich gewesen, das hätte ich gar nicht gedacht (lacht) und das feiere ich auch heute noch. Insgesamt ist es finanziell aber immer noch ein bisschen schwierig, daher habe ich auch die Unterstützung von meinem Lebensgefährten. Ansonsten kommt mal mehr, mal weniger Geld rein. Ende letzten Jahres und auch dieses Jahr war eher Flaute, da ich mache mir schon ein bisschen Sorgen, auch wegen der Inflation. Die Leute haben kein Geld, aber man macht ja trotzdem weiter. Wer das Schreiben für Geld macht, ist ohnehin schon falsch.
Möchtest du in Zukunft nur vom Schreiben leben können?
Meine eigentliche Arbeit ist das Korrektorat und meine Bücher möchte ich vor diesem Anspruch schützen. Ich kenne das von ganzen vielen YouTuber:innen oder Influencer:innen, dass die ihre Leidenschaften zuerst zum Beruf machen, dann aber irgendwann aufgeben, weil sie das ausgebrannt hat. Deshalb bleiben meine Bücher in diesem geschützten Space: Es ist schön, wenn sie Geld bringen, aber wenn nicht, ist das auch in Ordnung. Sie dürfen sein, was sie sind, und wenn ich mehr Geld möchte, nehme ich mehr Korrektoratsaufträge an.
Wie kommst du an diese Aufträge?
Meinen ersten Auftrag habe ich über eine Kollegin bekommen. Ich hatte ein Buch von ihr gelesen und wie haben uns über ihren Stil ausgetauscht, den ich ganz toll fand. Dabei sind wir auf das Thema Verbesserungsvorschläge gekommen und da meinte sie: Ich gebe dir den nächsten Band der Reihe mit, dann kannst du mal drüber gucken. Das habe ich gemacht, sie war begeistert von meinem Feedback und im Laufe des nächsten halben Jahres habe ich die ganze Reihe bekommen. Die Kollegin hat das weitererzählt und schon haben auch andere angefragt.
Das heißt, du hast kaum klassische Akquise gemacht?
Genau, ich bin da wenig offensiv, sondern eher so: Oh mein Gott, Akquise, da muss man ja auf die Leute zugehen und denen das andrehen… Ich bin ganz froh, dass ich da über Freundschaften und Kolleg:innen reingerutscht bin. Aktuell bin ich mit Korrektoratsaufträgen erstmal bis Juli ausgebucht. Wenn ich aber aktiv nach mehr Aufträgen suchen wollte, würde ich bei Instagram Werbung schalten. Wenn das dann eine größere Sache wird, würde ich mir auch einen eigenen Account dafür zulegen, doch im Augenblick bekomme ich genug Emails allein durch meine Website.
Stichwort Instagram: Du bist als Schriftstellerin sehr aktiv auf Instagram. Bedienst du auch andere Plattformen?
Ich bin auf Facebook, aber da mache ich eigentlich nichts. Am Anfang habe ich ziemlich schnell festgestellt, dass die Zielgruppe für meine Bücher nicht bei Facebook, sondern eben bei Instagram ist. Ich habe zwar auch TikTok, aber dort poste ich nur meine Reels. TikTok ist nicht so meins und ich glaube auch, dass die Leute da eher zu jung sind. Das werde ich aber bei der nächsten Veröffentlichung noch mal forcieren.
Wie viel Zeit nimmst du dir für Instagram und wie hoch schätzt du den Nutzen ein?
Für mich ist der Nutzen riesig. Absolut! Instagram ist meine Hauptwerbeplattform und Businessplattform. Es ist nicht so, dass ich den ganzen Tag auf Instagram rumhänge, aber wenn ich ein Posting habe, zum Beispiel zum Autorinnensonntag, fange ich am Vorabend mit der Planung und der Gestaltung an. Dazu kommen das Reagieren auf Likes, das Beantworten von Fragen, Beiträge teilen und so weiter. Das sind dann schon so drei bis vier Stunden pro Post – was aber in Ordnung ist, weil es mir Spaß macht. Wenn mir jemand eine Nachricht schreibt, dass er oder sie mein Buch gelesen hat und es total Klasse findet, reagiere ich natürlich darauf. Andererseits gilt bei mir: ganz viel kann, aber nichts muss. Ich will mir keinen Druck machen. Wenn ich aber Lust darauf habe, mache ich das – auch mal im Urlaub. Es heißt ja nicht umsonst selbst und ständig.
Du bist mit vier veröffentlichten Büchern schon eine erfahrene Selfpublisherin. Wenn jetzt ein Verlag mit einem Angebot auf dich zukäme, würdest du das Selfpublishing aufgeben?
Ich hatte tatsächlich vor einigen Monaten eine Anfrage von einem Digitalverlag, die ich aber abgelehnt habe. Generell ist das eine schwierige Frage, weil es sehr auf das Angebot und den Verlag ankommt. Ich glaube aber, dass ich im Selfpublishing bleiben würde, weil man doch irgendwie Blut leckt. Man kann alles selber machen, vom Cover über den Buchsatz und die Innengestaltung. Vor allem kann ich inhaltlich alles behalten, was ich will. Gerade beim Verlagslektorat wird sehr viel gestrichen und optimiert, was sicher seine Berechtigung hat. Wenn ich aber im Selfpublishing bin, bleiben auch die Szenen drin, die ich drin behalten möchte.
Du hast es selbst gesagt: als Selfpublisherin musst du alles selber machen. Ist das nicht abschreckend?
Das läuft mittlerweile total routiniert! Abschreckend ist das für mich nicht, weil es das genau das ist, was ich immer machen wollte und was mich erfüllt. Natürlich ist es sehr viel Arbeit, deshalb geben manche einige Sachen ab, gerade das Korrektorat oder Coverdesign. Ich beschäftige mich aber total gern damit. Ich bin künstlerisch veranlagt, zeichne und beschäftige mich auch gerne mit neuen Programmen. Dafür habe ich viele Tutorials geguckt, viel gelesen, viel gegoogelt, viele Wutausbrüche gehabt. Am Ende aber hat es geklappt.
Nach „All the Fucks we give” und vier weiteren, größtenteils queeren Romanzen, ist die Fragen aller Fragen: Wie steht es um dein aktuelles Projekt? Wann können wir mit einem neuen Buch rechnen?
Wann könnt ihr damit rechnen (lacht), tja… Wenn ich vom aktuellen Status quo ausgehe, bin ich gerade bei etwa 85%. Es ist ganz wichtig, dass ich mich nicht zu sehr unter Zeitdruck setze, sonst geht nämlich gar nichts mehr. Daher plane ich die Veröffentlichung im Juli 2022, aber das ist nicht in Stein gemeißelt.
Nina Kay studierte Linguistik und Literaturwissenschaft in Bielefeld. Nach dem Studium startete sie als freie Korrektorin und Schriftstellerin in die Freiberuflichkeit. Mittlerweile hat sie fünf New-Adult-Romane veröffentlicht, vier davon als Selfpublisherin. Ihre ersten beiden selbstpublizierten Bücher „All the Fucks we give” und „All the Nights we stay” drehen sich um die Brüder Julien und Miguel, die eigentlich ein schweres Kindheitstrauma verarbeiten müssten, sich aber stattdessen Hals über Kopf in Sasha bzw. Lee verlieben.
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