In Kürze wird der Preis für die besten, sympathischsten und schönsten Berliner Lesebühnen vergeben. Den einen oder anderen mag der Plural verwirren, gibt es üblicherweise doch meistens nur einen Gewinner… Höchste Zeit also, über das Projekt zu berichten und die Vorbereitungen Revue passieren zu lassen.
Es war der bekannte Sprung ins kalte Wasser, als wir – sieben Studenten und Studentinnen des Studiengangs „Angewandte Literaturwissenschaft“ – vor fast einem Jahr mit vollem Elan in dieses Projekt gestartet sind. Die Idee zu dem Projekt ist in einem Seminar von Sonja Vandenrath, Literaturreferentin der Stadt Frankfurt a.M., entstanden. Einen Preis für Lesebühnen zu etablieren klang erstmal sehr vielversprechend. Lesebühnen machen Literatur in einer lockeren Atmosphäre möglich, lassen die Grenzen zwischen Autor und Publikum verschwimmen, ohne dabei zu flacher Unterhaltung zu verkommen. Und Berlin bietet mit seiner bunten Lesebühnenlandschaft den perfekten Standort.
Learning by doing
Was es aber heißt, ein Projekt in solchem Umfang hochzuziehen, wurde uns erst nach und nach bewusst. Logo und Homepage wurden entworfen, Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit betrieben, Jury, Location und Kooperationsmöglichkeiten gesucht, Ton- und Fotoaufnahmen der Bühnen für die Preisverleihung gemacht. Nach dem Motto „Learning by doing“ haben wir uns in die Planung gestürzt. Doch bevor wir uns der konkreten inhaltlichen Gestaltung des Abends widmen konnten, stand zunächst ein langwieriger Organisationsprozess an.
Das Prozedere
Wir recherchierten eine Longlist, auf der prinzipiell alle Bühnen vertreten sein sollten, die regelmäßig an einem Ort stattfinden, ein festes Autorenkollektiv bilden und seit mindestens einem Jahr existieren. Neunzehn Lesebühnen galt es dann über einen langen Zeitraum zu besuchen und zu bewerten. Nach reiflicher Überlegung und produktiven Debatten haben es schließlich vier Bühnen auf die Shortlist geschafft: Die Chaussee der Enthusiasten, LSD – Liebe statt Drogen, die Lesedüne und Rakete 2000. Aus dieser Liste wählen unsere drei Juroren Antonia Baum (Autorin), Thorsten Dönges (LCB) und Konstantinos Kosmas (Kritiker und Übersetzer) die Rangfolge der Gewinner aus. Denn der auf 1.500 Euro dotierte Preis wird auf alle vier Lesebühnen verteilt.
Dieses symbolische Verfahren entspricht dem Grundgedanken des Preises: Der Fokus soll nicht auf einer einzelnen Bühne liegen, sondern das Lesebühnen-Format soll insgesamt gestärkt werden. Wir wollen für diese sympathische Art der Literaturvermittlung Aufmerksamkeit schaffen und die Vielfalt der Lesebühnenlandschaft, die ganz ohne Konkurrenzgedanken auskommt, hervorheben. Zu diesem Zweck haben wir durch ein Voting auf Facebook zusätzlich noch einen Publikumspreis ins Leben gerufen, der die Lieblingsbühne der Zuschauer küren soll. Hier könnt ihr abstimmen!
Doch wie das immer so ist, ließen auch Pannen nicht auf sich warten: Der geplante Termin musste kurzfristig verschoben, das Logo geändert und die Befürchtung einzelner Lesebühnenmitglieder, der Preis könnte für unerwünschte Konkurrenz innerhalb der Szene sorgen, beseitigt werden. Letztlich haben wir aber alle Hürden überwunden, kleinere Krisen unter „Erfahrungswerte“ verbucht und an dem Projekt festgehalten. Das Ergebnis dieses Kraftakts ist am 17.02. ab 20 Uhr in der Clinker Lounge der Backfabrik zu sehen. Wir freuen uns auf zahlreiche Gäste, die mit uns gemeinsam die Berliner Lesebühnen des Jahres feiern!
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