Ausgeliefert - Leiharbeiter bei Amazon

„Ausgeliefert!“ Der Druck auf Amazon wächst – auch aus dem Literaturbetrieb

„Ausgeliefert“, die Reportage des Hessischen Rundfunks über Arbeitsbedingungen für Leiharbeiter beim Online-Riesen Amazon, schlägt weiter hohe Wellen – und das auch im Literaturbetrieb. Während sich der Konzern auf seiner Facebookseite über einen Shitstorm freuen darf und eine Petition auf Change.org bereits fast 17.000 Unterschriften zählt, melden sich auch einige Akteure des Literaturbetriebs zu Wort – und lassen Taten sprechen.

Ausgeliefert - Leiharbeiter bei AmazonNicht nur die Krimi-Autorengruppe Das Syndikat wendete sich am Freitag in einem offenen Brief an die Geschäftsführung von Amazon, sondern auch Verleger Christopher Schroer. Während das Syndikat „nur“ Druck auf Amazon ausüben will, geht der CH. Schroer Verlag  noch weiter: Er kündigt seine Zulieferer- und Kundenkonten und das „ohne Wenn und Aber und mit allen Konsequenzen.“ Als Grund für diese Entscheidung nennt er (ebenfalls in einem offenen Brief) nicht nur die durch den Inhalt der Reportage bekannt gewordenen Arbeitsbedingungen, sondern auch einige fragwürdige Geschäftspraktiken wie überzogene Rabattforderungen, mit denen  Amazon seit Jahren seine Markmacht rigoros ausnutzt.

Zwar dürften diese Kritikpunkte (zumindest die Geschäftspraktiken) hinlänglich bekannt sein, derart offen angeprangert werden sie allerdings selten. Man könnte nun natürlich sagen, dass ein derartiger Schritt für einen Kleinverlag wesentlich leichter von der Hand geht – und auf gewisse Weise stimmt das sicherlich auch – trotzdem ist diese Entscheidung bemerkenswert und verdient Respekt. Doch wird sie auch etwas ändern?
Immerhin hat Amazon in einer Stellungnahme angekündigt, dass man den Anschuldigungen nachgehen werde. Ob dieser Vorsatz allerdings noch gilt, sobald die erste Empörungswelle abgeebt ist, das wird man sehen.

Was passiert, wenn sich auch größere Verlage ein Beispiel an ihrem Kollegen nehmen, das bleibt wohl Spinnerei. Zwar sind die Geschäftspraktiken vielen in der Branche ein Dorn im Auge, auf den Vertriebsweg verzichten wird man dann aber doch nicht wollen – ganz gleich, wie angespannt das Verhältnis auch sein mag.

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