Wie gebannt saß ich vor dem Fernseher, mit offenem Mund, weit aufgerissenen Augen. Kaum traute ich mich zu atmen. Ich konnte einfach nicht glauben, was da auf dem Bildschirm vor sich ging. An Lachen war gar nicht zu denken. Ich konnte alles so genau verstehen, wie ich noch nie etwas verstanden hatte – und doch war ich ganz aus dem Häuschen, dass so etwas möglich war. Dabei waren es doch einfach nur eine Skatrunde oder ein Konzertbesuch, was dort gezeigt wurde.
An mein genaues Alter kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber ich spüre noch heute die Faszination, die mich fesselte, als ich zum ersten Mal in meinem Leben mit Loriot in Berührung gekommen war. Von da an sollte er noch oft meinen Lebensweg kreuzen, wie er so vielen von uns in ihrem Alltag immer wieder begegnet ist. Und das wird er weiterhin. Manchmal ist sogar Pathos angebracht, um mit Kleist zu sprechen: „Nun, o Unsterblichkeit, bist du ganz mein!“
Alle Lobeshymnen sind längst gesungen. Und sie werden jetzt wieder folgen. Wie diese hier. Sie können nur unzureichend das ausdrücken, was Loriot vielen Menschen wirklich bedeutet hat, wie viele seiner Formulierungen in den Alltag eingegangen sind und allen ein lächelndes Einverständnis geschenkt haben. Was ist große Literatur, wenn nicht Loriot?
Ich selbst traf Bernhard Victor Christoph-Carl von Bülow gemeinsam mit der kongenialen Evelyn Hamann als kleiner Junge auf der Berliner Premiere eines seiner beiden Kinofilme. Loriot war da, ein älterer Herr, der in allen Generationen seine Groupies hatte und den man sich zum Großvater wünschte. Erneut begegnete er mir zur Immatrikulation an der FU Berlin, zu der er die Willkommensrede hielt. Letzte Zweifel an der Wahl des Studiums waren wie weggeblasen. Wo Loriot ist, da ist man richtig, dachte ich.
Er soll, so lauten die Geschichten, ein penibler und strenger Arbeiter gewesen sein, streng zu anderen wie zu sich selbst. Anders aber ist diese Qualität komischer Kunstfertigkeit nicht erreichbar. Alles muss stimmen: Timing und Mimik, Requisite und Maske, Gestik und Wort – und Musik, die Loriots große Leidenschaft war. Seine Sketche und Texte sind Kompositionen, bei der jeder Ton exakt dort gesetzt ist, wo er hingehört. Und doch haftet dem allen eine unglaubliche Leichtigkeit an, die nicht nur einen kleinen Jungen ganz baff vor dem Fernseher staunen lässt. Und in diesem einen Fall hatte er dann doch fast Unrecht: „Ich lasse mir doch von einem Fernsehgerät nicht vorschreiben, wo ich hinsehen soll!“ Wenn Loriot auf diesem Gerät erscheint, dann stellt sich die Frage erst gar nicht.
Loriot ist tot. Seiner Familie gilt unsere Anteilnahme.
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Es gibt doch immer wieder Leute, bei denen man überrascht ist, dass sie sterblich sind: Loriot gehört da auf jeden Fall dazu.
Mein Lieblingssketch: Die Nudel! :)
Krawehl, Krawehl!
Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass er auf seine Art unsterblich ist. Und das meine ich natürlich ganz ohne Eso-Kram. :)
Sein Einfluss auf viele Menschen ist dafür einfach zu groß. Und darin sowie in seinem Werk lebt er ja irgendwie auch weiter.
Ich kann beim besten Willen keinen Lieblingssketch nennen. :S Die Wahl fällt einfach zu schwer.
Vielleicht noch jemand anderes?
„Nur so mischts sich richtg!“ -- Den Spruch bringt bei uns immer jemand, wenn ein anderer zu penibel die Karten austeilt und dann alles über den Tisch verteilen wie beim Memory.
„Ich mache nichts. Ich sitze einfach nur da. -- Aber irgendetwas musst du doch machen.“
„Uns wenn es hart auf hart kommt, dann habe ich etwas in der Hand: Dann habe ich mein Jodeldiplom.“
und wenn etwas verdächtig scheint: „Der Hund kann gar nicht sprechen.“
Das sind die geflügelten Worte bei uns zu Hause.
„Ich heiße Erwin Lindemann und bin seit 66 Jahren Rentner… Und im Herbst eröffnet dann der Papst mit meiner Tochter eine Herrenboutique in Wuppertal.“ Mein Lieblingslottogewinner: Loriot als Erwin Lindemann.
Mein Lieblingssatz überhaupt: „Ach was.“
Ich sage nur: „Müller-Lüdenscheidt…“