Seit 2004 ist das Holy.Shit.Shopping zu Weihnachten eine willkommene Alternative zu öden, kitschigen Weihnachtsmärkten an den Touri-Ecken Berlins. Künstler und Designer präsentieren und verkaufen ihre selbstgemachten Produkte, made in Berlin, und locken damit die Berliner Szene jedes Jahr an andere Orte. Letztes Jahr wurde im Postbahnhof konsumiert, dieses Wochenende luden gleich drei Galerien: in der Spandauer- und der Karl-Liebknecht-Straße. Jedes Jahr sind auch Buchverlage dabei. Bücher auf dem Weihnachtsmarkt, passt das? Wir haben uns mal umgeschaut.
Cross Cult verkauft, zwischen T-Shirts, die Comic-Vorlagen von Surrogates, Sin City und 24. Igor mag das „kreative Design“ des Weihnachtsmarktes. „Wir passen hier hin. Das Konzept funktioniert.“
Und wie verkauft es sich?
„Naja, die Leute sind schon interessiert und kommen schauen, aber die suchen zum größten Teil nichts für sich, sondern Geschenke. Und dafür sind unsere Sachen etwas zu herb.“
Danielas Verlag kookbooks ist gefühlt der erste, der den Vertriebsweg Weihnachtsmarkt wählte. Aber eben nur gefühlt:
„Der Verbrecher Verlag ist auf jeden Fall schon länger dabei. Ich mach das hier seit dem zweiten Jahr Holy.Shit.Shopping, also seit 2005. Neben kookbooks biete ich auch das großartige Programm von supposé mit an.“
Dafür ist Daniela auch auf den Weihnachtsmärkten am Schloss Charlottenburg und in der Domäne Dahlem vertreten, wo eigentlich nicht ihre Zielgruppe bummelt.
„Diesmal habe ich außerdem Bücher von edition ebersbach und :Transit dabei. Die laufen hier allerdings nicht so gut, dafür am Weihnachtsmarkt vorm Schloss Charlottenburg besser, wo wir zu viert einen Stand betreiben: Verlage aus Charlottenburg.“
Die neuen Räume in den Galerien gefallen ihr gut: „Ich mag die Stimmung hier. Gleich gehe ich auch selber mal `ne Runde.“
Sandras Stand von Blumenbar , ist direkt neben dem DJ-Pult, daher muss der Büchertisch neben der verdunkelten Tanzfläche auch mit Kerzen beleuchtet werden. Hinter ihr steht ein Kinderwagen samt Baby.
Und wie läuft’s heute?
„Geht so. Die Leute gucken lieber. Aber es lohnt sich schon auch für uns. Gerade habe ich noch nebenher Zeit, das Baby zu betreuen.“
Wie lange seid ihr schon mit Büchertischen auf dem Weihnachtsmarkt dabei?
„Eigentlich schon immer. Unsere Zielgruppe ist schließlich hier.“
Und welche Titel werden hauptsächlich gekauft?
„Eher die bekannteren Autoren: Jasmin Ramadans ‚Soul Kitchen‘ und Leonard Cohen.“
Sebastian ist für den Vertrieb beim Graphic Novel-Verlag reprodukt zuständig. Der dritte Band der Mumin-Reihe ist schon ausverkauft.
„Wir sind gleich für das erste Jahr von den Veranstaltern angesprochen worden, ob wir dabei sein wollen. Wir dachten: Komm`, wir versuchen das einfach. Es klappt sehr gut. Wir müssen alternative Vertriebswege gehen, da wir es als kleiner Verlag in den Buchhandlungen schwer haben. Unsere Bücher scheinen die richtigen Produkte für diesen Weihnachtsmarkt zu sein. Die Leute verschenken sie gerne.“
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