Gebäck, Tannengrün und Nüsse zum 4. Advent bei Litaffin

Buchempfehlungen zum 4. Advent

Auch zum 4. Advent (und damit quasi letzten) Advent gibt es aus der Litaffin-Redaktion wieder ein paar Buchempfehlungen. Wir wünschen allen viel Spaß damit und besinnliche Feiertage!

Gebäck, Tannengrün und Nüsse zum 4. Advent bei Litaffin
4. Advent – das bedeutet: Weihnachten steht direkt vor der Tür !

Thekla empfiehlt Aufbruch der Frauen. Die wilden Zwanzigerjahre, erschienen bei ebersbach & simon.

Aufbruch der Frauen. Die wilden Zwanzigerjahre © Thekla Noschka

Darum geht’s: Bubikopf, Herrenmantel und Zigarette im Mundwinkel – so sah die „Neue Frau“ der 1920er Jahre aus. Sie verdiente ihren Lebensunterhalt selbst, war modisch, zog nach Feierabend durch Tanzcafés, Sportclubs und Kinosäle und begann, auch ihre Sexualität selbstbestimmt auszuleben. Es waren Jahre, in denen Frauen laut wurden, Gleichberechtigung forderten und ihrem Wunsch nach Emanzipation immer näher kamen. Sie waren Mütter, Hausfrauen, Arbeiterinnen, Redakteurinnen und nicht zuletzt auch Schriftstellerinnen.
Doch wem sind die einstigen Bestsellerautorinnen Vicki Baum oder Irmgard Keun heute noch ein Begriff? Wer kennt die Lyrikerin Mascha Kaléko, die mit Joseph Roth, Erich Kästner und Kurt Tucholsky Berlins literarische Bohème aufmischte? Und warum denkt man bei dem Namen Hessel zu allererst an Franz Hessel und nicht etwa an seine Frau, die Journalistin und Autorin Helen Hessel?
Brigitte Ebersbach, Gründerin der edition ebersbach, arbeitet seit Jahren gegen das Vergessen dieser weiblichen Stimmen. Mit Aufbruch der Frauen. Die wilden Zwanzigerjahre hat sie nun eine eindrucksvolle Anthologie herausgegeben, die kurze Texte von dreizehn starken Frauen versammelt. Ein sehr erfrischendes und kurzweiliges Leseerlebnis, das zeigt, dass sich auch in Zeiten von Margarete Stokowski ein Blick zurück in die Geschichte durchaus lohnt!

Als Geschenk für: Frauen aller Generationen! Und für alle, die Lust haben, mal fernab der kanonischen Klassiker zu stöbern.

Dazu passt: Ein heißes Bad in der Weihnachtszeit, ein Plausch mit der Oma oder natürlich auch das Glas Rotwein (mit der Zigarette in der Hand).


Lena empfiehlt Der Report der Magd – eine Graphic Novel nach Margaret Atwoods Roman, bebildert von Renée Nault, erschienen beim Berlin Verlag.

Darum geht’s: Fast zeitgleich mit der Fortsetzung Die Zeuginnen ist nun auch die vor 30 Jahren erschienene Dystopie Der Report der Magd als Graphic Novel publiziert worden, wobei Atwood selbst den Originaltext bearbeitet hat, der durch die Straffung noch dazugewinnt.

In ihrer Gilead-Dystopie von 1985, mit der sich Margaret Atwood in eine Reihe mit den Klassikern Aldous Huxley und George Orwell gestellt hat, entwirft sie die frauenfeindliche Vision eines theokratischen Staates. Die Republik Gilead in den USA ist totalitaristisch geführt und gründet ihre Lebensweise auf eine fanatische Bibelauslegung, nach der Frauen weder arbeiten, noch lesen oder Besitz haben dürfen, dafür ist es ihre Pflicht, Nachwuchs zu schenken. Doch nur noch wenige Frauen sind überhaupt fruchtbar, diese Mägde müssen der Wirtschaftselite Erben gebären, sonst ist ihr Leben verwirkt und sie werden in die Kolonien auf Atommülldeponien zum Sterben geschickt. Doch als Desfred schwanger wird, will sie ihre Tochter um jeden Preis vor diesem Schicksal bewahren und schließt sich der Widerstandsbewegung an.

Ausdrucksstark und beklemmend, enorm bildgewaltig und atmosphärisch dicht wird die Geschichte gekonnt von Renée Nault in eine adäquate Bildsprache übersetzt, wobei auch im visuell expliziten Medium vieles in der Schwebe gelassen wird. Der Comic entwickelt trotz seiner extremen textlichen Reduktion einen starken Sog und Erlebniskraft.

Als Geschenk für: Alle, die dystopische Gedankenexperimente mögen und die sich den feministischen Klassiker in deutlich geraffter Form und als bildgewaltige Adaption zu Gemüte führen wollen.

Dazu passt: Ein gemütlicher Netflix-Nachmittag mit der Serien-Verfilmung.


Marlene empfiehlt Fiktionen, eine Sammlung von Erzählungen von Jorge Luis Borges, erschienen im Fischer-Verlag.

Cover von Fiktionen des Autors Jorge Luis Borges
„Fiktionen“ sind ein wesentlicher Grundstein der modernen lateinamerikanischen literarischen Phantastik. © Marlene Polywka

Darum geht’s: Schwierig zu sagen… Um kreisförmige Ruinen, eine labyrinthische Bibliothek, einen chinesischen Spion, einen Mann mit einer Narbe, einen spannenden Kriminalfall und noch vieles mehr. Bei Fiktionen – oder wie es im Original heißt: Ficciones – handelt es sich um eine Kurzgeschichtensammlung des argentinischen Autors Jorge Luis Borges. Im Vorwort schreibt der Autor selbst: „Ein mühseliger und strapazierender Unsinn ist es, dicke Bücher zu verfassen; auf fünfhundert Seiten einen Gedanken auszuwalzen, dessen vollkommen ausreichende mündliche Darlegung wenige Minuten beansprucht.“ Das beweist er eindrucksvoll auf den nächsten knapp zweihundert Seiten. Die inhaltlich und stilistisch mitunter sehr verschiedenen Geschichten geben sich teilweise den Anschein, lediglich der Kommentar zu einem viel größeren Werk zu sein. Mit umfangreichen Fußnoten geben sie den Geschichten erst Seriosität, um den Leser im Anschluss über eine Klippe der Absurdität und des Phantastischen zu stoßen, hinein in Träume voller Feuer und Wahnsinn, in hochphilosophische Pseudoessays und westernangehauchte Geschichten über eine fiktive Vergangenheit.
Durch genau diese Vielschichtigkeit ist Borges‘ Werk zurecht ein wesentlicher Teil der Weltliteratur.

Als Geschenk für: Eigentlich alle, die Literatur lieben. Borges‘ Kurzgeschichtensammlung ist ein wichtiges Stück Literaturgeschichte – und ein recht unterhaltsames noch dazu.

Dazu passt: Ein grüner oder schwarzer Tee, um die Gehirnaktivität anzuregen und die Lust, sich überraschen zu lassen.

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