AiRtists Prosanova 17

[PROSANOVA 17] AiRtists im Interview #1

Von dem wunderbaren und neuen Programm Artists in Residence auf dem diesjährigen Prosanova haben wir euch ja bereits berichtet. Weil wir diese Idee toll finden und uns bekanntlich auch dem Support der jungen Literatur verschrieben haben, gibt es hier nun kleine Interviews mit den acht AiRtists. Im ersten Teil kommen Timo Brandt, Kristin Höller, Johannes Koch und Marcella Melien zu Wort und beantworten mal mehr, mal weniger konventionelle Fragen.

AiRtists Prosanova 17


TIMO BRANDT

[PROSANOVA] AiRtists
© Dilan Tas
Wie hast du dich gefühlt, als die Zusage vom AiR-Programm kam?

Ich war überrascht, hab mich aber auch sehr gefreut. Für mich war klar, dass ich so oder so aufs Prosanova fahren würde und nach dem Abschicken der Bewerbung war dann nur die Frage: Als AiR oder privat? Hatte halt keine Ahnung, ob ich ne Chance hab.
Wie ich mich dann fühlte? Lotto King Karl hat es gut gesagt: Das ist wie Fliegen.

Was verbindest du mit Hildesheim?

Göttingen und Hannover. Keine Ahnung wieso.
Seitdem ich letztes Jahr einmal einen Freund dort besucht habe, verbinde ich mit Hildesheim außerdem ein paar sehr schöne Erinnerungen.
Bella natürlich.

Welches Buch liegt gerade auf deinem Nachttisch?

Auf meinem Nachttisch wiederholt sich der ketzerische Traum von einem Turmbau hinauf zu Gott (oder, falls tot, zur großen, säkularisierten Transzendenz). Also: nie nur ein Buch, sondern viele. Gerade u.a. Marcel Beyers „Das blindgeweinte Jahrhundert“, Akzente 1/2017 zum Thema „Fragen“, die neuste Ausgabe der Lichtungen, Susan Sontags „Zur gleichen Zeit“.

Grundsatzfrage: Prosa oder Lyrik?

Ich schreibe Lyrik und bewundere jeden, der eine längere Strecke Prosa schreibt. Es ist sicher eine Grundsatzfrage, wie man schreibt, aber ich empfinde das Ergebnis dieser Frage nicht unbedingt als eine Entscheidung, die über das eigene Schreiben hinaus von Bedeutung sein muss. Ich identifiziere mich nicht so stark mit Gattungen, auch wenn mir klar ist, in welchen Bereichen ich mich schreibend bewegen will.

Worauf freust du dich beim Prosanova 17 besonders?

Auf die Leute, auf die Literatur.

Welches Tier kommt dir und deinem Autor*innendasein am nächsten?

Biene.

Welcher Song hat dich und dein Schreiben in letzter Zeit so richtig inspiriert?

R.E.M., Imitation of Life. Beste Zeile: You want the greatest thing/The greatest thing since bread came sliced.

Zählen Ausgaben der Bella? Ansonsten Leif Randt, Gedichtbände von Marius Hulpe und Marcel Maas.

Was erwartest du von deiner Teilnahme bei AiR?

Dass ich vielleicht doch noch ein cooler Autor werde oder wenigstens ein paar coole Autor*innen kennenlerne.


KRISTIN HÖLLER

[PROSANOVA] AiRtists
© Benjamin Heinz
Wie hast du dich gefühlt, als die Zusage vom AiR-Programm kam?

Das war lustig: Das war an meinem Geburtstag und darum hat es sich angefühlt wie ein Präsent.

Was verbindest du mit Hildesheim?

Noch: Sehr, sehr wenig.

Welches Buch liegt gerade auf deinem Nachttisch?

Schon länger „Tod in Turin“ von Jan Brandt. Darf ich hier Werbung machen? Es ist wahnsinnig gut und lustig, finde ich.

Grundsatzfrage: Prosa oder Lyrik?

Wie schlimm wäre es, wenn man sich da wirklich entscheiden müsste.

Worauf freust du dich beim Prosanova 17 besonders?

Auf schöne Räume und den ganzen gebastelten Kram.

Welches Tier kommt dir und deinem Autor*innendasein am nächsten?

Vermutlich eine Schlange, die einmal in sechs Monaten ihren Kiefer ausrenkt und zuschlägt und dann verdaut und schläft bis zum nächsten Kaninchen.

Sagen wir mal, Literatur wäre ein bestimmtes Essen, welches wäre es dann für dich?

Pommes Schranke.

Was erwartest du von deiner Teilnahme bei AiR?

Ich würde gern über Texte sprechen. Außerdem habe ich gehört, dass wir ein Fahrrad kriegen sollen.


JOHANNES KOCH

[PROSANOVA] AiRtists
© privat
Wie hast du dich gefühlt, als die Zusage vom AiR-Programm kam?

Ich hab mich sehr gefreut.
Aber ehrlich gesagt hatte ich das gleiche Gefühl, was ich auch bekommen habe, als ich beim Literaturinstitut in Leipzig angenommen wurde: Dass irgendwer vielleicht einen Fehler gemacht hat, dass ich bald eine Mail bekommen würde, in der von einem Problem mit den Email-Listen berichtet wird, kurz und gut, würde in der Email stehen, eigentlich war jemand anderes gemeint, nicht du. Inzwischen glaube ich aber dann doch, gemeint gewesen zu sein. Und freu mich nur.

Was verbindest du mit Hildesheim?

Es gibt da einen 1000-jährigen Rosenstock, der, anders als sein Name vermuten lässt, nur enttäuschende 50 Jahre alt ist. Außerdem: Ein Erlebnisbad, wo die Saunas in kleinen Häusern untergebracht sind. Eine Art Saunadorf, aber indoor, mit Straßenlaternen und allem. Toll.

Welches Buch liegt gerade auf deinem Nachttisch?

Senthuran Varatharajah – Vor der Zunahme der Zeichen

Grundsatzfrage: Prosa oder Lyrik?

Immer, wenn ich versucht habe, Gedichte zu schreiben, wurden sie am Ende doch wieder zu kleinen Geschichten. Also: Prosa.

Worauf freust du dich beim Prosanova 17 besonders?

Auf die Lesung von Johanna Maxl. Und darauf, nochmal den Rosenstock anzugucken.

Welches Tier kommt dir und deinem Autor*innendasein am nächsten?

Vielleicht ein Wiesel? Süß und metaphorisch ganz unklar.

Welcher Song hat dich und dein Schreiben in letzter Zeit so richtig inspiriert?

Vengaboys – We Like To Party

Sagen wir mal, Literatur wäre ein bestimmtes Essen, welches wäre es dann für dich und warum?

Spargel – ziemlich lecker, aber jeden Tag wärs dann auch wieder zu viel.

Welche Werke Hildesheimer Autor*innen stehen in deinem Bücherregal?

Maren Kames. Ich glaub, das war’s. Mein Bücherregal ist nicht sehr groß.

Was erwartest du von deiner Teilnahme bei AiR?

Interessante Menschen, gute Texte, Sachen lernen, in einer Art Hotel (!) schlafen, Diskussionen, Rosen.


MARCELLA MELIEN

[PROSANOVA] AiRtists
© Dirk Skiba
Wie hast du dich gefühlt, als die Zusage vom AiR-Programm kam?

Euphorisch! Ich habe bei Facebook gesehen, dass die Zusagen gerade verschickt werden, und schon tauchte eine in meinem Mail-Postfach auf. Das war schön.

Was verbindest du mit Hildesheim?

Ich lebe dort seit fast drei Jahren, daher verbindet mich mit der Stadt eine Art Hass-Liebe. Aber mehr Liebe als Hass. Hier gibt es viele wunderbare Menschen, die großartige Sachen machen (zum Beispiel das Prosanova), und ich konnte so konzentriert schreiben wie noch nie, und wenn ich daran denke, dass ich in wenigen Monaten fertig studiert habe und wegziehe, werde ich jetzt schon nostalgisch. Der Hass kommt von Situationen wie der neulich, als mich eine erboste Rentnerin fast mit ihrem Regenschirm aufgespießt hat, weil ich es gewagt habe, in einer Fußgängerzone ein Stück zu radeln. Dabei gab es gar kein Problem, es wäre Platz für noch drei Radfahrerinnen und drei Rentnerinnen gewesen.

Welches Buch liegt gerade auf deinem Nachttisch?

Ich habe keinen Nachttisch, aber neben meinem Bett stapeln sich u.a.: „Alles ist wahr“ von Emmanuel Carrère, „Mein litauischer Führerschein“ von Felix Ackermann und „Die Welt im Rücken“ von Thomas Melle. Das ist jetzt nicht repräsentativ, weil ich dieses Jahr eigentlich mehr Bücher von Autorinnen lesen wollte, aber die drei Herren haben sich eingeschlichen.

Grundsatzfrage: Prosa oder Lyrik?

Prosa.

Worauf freust du dich beim Prosanova 17 besonders?

Darauf, die anderen AiRtists kennenzulernen, mit ihnen zu arbeiten und darauf, das Festivalgelände mit Leben und Literatur gefüllt zu sehen.

Welches Tier kommt dir und deinem Autor*innendasein am nächsten?

Ein Seehund. Ich bin faul und liege gerne rum, aber wenn ich erstmal im Wasser bin, schwimme ich gerne.

Welcher Song hat dich und dein Schreiben in letzter Zeit so richtig inspiriert?

Inspiriert würde ich nicht direkt sagen, aber Songs aus Soundtracks von Xavier Dolans Filmen haben gute Chancen, in meine Schreib-Playlist zu kommen.

Sagen wir mal, Literatur wäre ein bestimmtes Essen, welches wäre es dann für dich und warum?

Sushi vielleicht? Ästhetisch und gehaltvoll, manchmal ein bisschen kompliziert zu essen, aber es lohnt sich!

Welche Werke Hildesheimer Autor*innen stehen in deinem Bücherregal?

„Paradiso“ von Thomas Klupp, „Die blinde Fotografin“ von Paul Brodowsky und „Wir kommen“ von Ronja von Rönne. Ich vermisse dort u.a. noch „Nachts ist es leise in Teheran“ von Shida Bazyar, „Niemand ist bei den Kälbern“ von Alina Herbing oder „Eine kurze Chronik des allmählichen Verschwindens“ von Juliana Kalnay.

Was erwartest du von deiner Teilnahme bei AiR?

Rückmeldungen für mein Schreibprojekt (auch mal von außerhalb Hildesheims), neue Bekanntschaften und spannende Workshops.


Zu Teil 2 mit den anderen vier AiRtists Henrik Pohl, Simon Sailer, Tabea Steiner und Bettina Wilpert geht’s hier entlang.

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