Wenn man sich in der deutschen Verlagslandschaft umschaut, folgt die junge Literatur allzu oft einem ähnlichen Schema: Junge (hübsche) Autorinnen kommen frisch von der Schreibschule nach Berlin, um dort über ihre Partyerfahrungen zu schreiben. Dass das wenig originell und außerdem der absolut falsche Weg ist, um eine junge Leserschaft zu erreichen, finden die drei Gründer*innen des Korbinian Verlags. Marie hat Katharina, Sascha und David zum Interview getroffen und mit ihnen über ihre Verlagsgründung, den Literatursumpf und das Wetter geredet.
Wir von Litaffin haben eine eigene Reihe mit dem Namen Und was macht man damit?, in der wir Personen vorstellen, die nach ihrem geisteswissenschaftlichen Studium einen Job im Literaturbetrieb gefunden haben. Wenn eine Person aus dem Verlagswesen ihren Werdegang mit uns teilt, ist sie dabei meistens den klassischen Weg übers Praktikum oder Volontariat gegangen. Ihr dagegen seid alle drei noch recht jung und habt schon euren eigenen Verlag gegründet. Auf welche Erfahrungen könnt ihr dabei zurückgreifen?
Katharina Holzmann: Ich habe, genau wie Sascha, Germanistik studiert und wollte auch immer in einem Verlag arbeiten. Der Weg übers Praktikum oder Volontariat ist sicherlich nicht verkehrt, wir haben beide während unseres Studiums häufig mit dem Gedanken gespielt, uns auf ein Praktikum im Lektorat zu bewerben. Inzwischen habe ich mein Studium allerdings so gut wie abgeschlossen, ohne jemals Verlagserfahrungen gesammelt zu haben. Ich wusste einfach schon zu genau, was ich machen wollte und wie der Verlag aussehen soll, in dem ich arbeiten will. Und ich hatte Glück, dass Sascha und David meine Vorstellung und Idee dieses Verlags teilen.
David Rabolt: Man kann es vielleicht wirklich so sagen, dass wir, anstatt uns Verlagspraktika oder Jobs zu suchen, unsere Arbeit lieber selber geschaffen haben. Als wir vor einem Jahr mit dem Korbinian Verlag angefangen haben, kam immer wieder die Frage auf, warum wir das überhaupt machen. Ich glaube es ist wichtig, zu verstehen, dass man, um Verleger zu sein, nicht alt und wohlvermögend in einem großen Verlagshaus sitzen muss. Man kann einfach ein paar Kröten in die Hand nehmen und gute Texte produzieren. Wenn diese dann auch beim Publikum ankommen, ist das schön.
Woher kam denn die Idee zum eigenen Verlag? Gab es Dinge, die euch bei anderen Verlagen oder im Literaturbetrieb generell gestört oder gefehlt haben?
Katharina Holzmann: Uns selbst sowie vielen unserer Freunde und Bekannten geht es so, dass wir zwar viel lesen und große Literaturfans sind. Unsere Begeisterung gilt dabei aber vor allem Klassikern von Autoren wie Hemingway oder Miller. Wir waren oder sind demnach insofern mit dem Literaturbetrieb unzufrieden, da uns die junge deutsche Literatur nichts Vergleichbares bietet.
Sascha Ehlert: Der letzte große Autor mit dem ich mich wirklich identifizieren konnte, war David Foster Wallace. Daneben bewundere ich zwar auch Christian Kracht, und selbstverständlich gibt es auch noch mehr coole Leute in der deutschsprachigen Literatur, aber dieses Gefühl, dass man so richtig für einen Autor oder eine Autorin brennt, weil man sich in seiner oder ihrer Literatur wiederfindet – ich denke da an Leute wie Jörg Fauser – das fehlt mir momentan komplett.
Was glaubt ihr, woran das liegen könnte?
Katharina Holzmann: Meine persönliche Beobachtung ist die, dass der wesentliche »Effort«, den deutsche Verlage in den letzten Jahren in Bezug auf junge Literatur geleistet haben, darin besteht, dass sie die Geschichten junger hübscher Autorinnen verlegen, die aus Berlin kommen oder nach Berlin gehen, um dort über ihre Partyerfahrungen zu schreiben. Das ist unserer Meinung nach nicht der richtige Weg, um ein junges Publikum zu erreichen.
Anstatt uns Verlagspraktika oder Jobs zu suchen, haben wir uns unsere Arbeit lieber selber geschaffen.
Das bedeutet, ihr spezialisiert euch mit Korbinian vor allem auf junge Literatur, um eure Generation besser zu erreichen?
Katharina Holzmann: Wir möchten uns nicht allein auf eine Altersgruppe beschränken, wünschen uns jedoch definitiv mehr junge Literatur im Sinne von jungen, neuen Ideen, die nicht dem immer selben Schema folgen.
Sascha Ehlert: Ich glaube, die Literatur- und Verlagswelt macht momentan einfach zu wenig, um aus ihrem eigenen Sumpf rauszukommen. Die ganzen Lesungen und Veranstaltungen, die es hier in Berlin gibt, sind im Prinzip immer von Literaturmenschen für Literaturmenschen gedacht. Wir wollen sie nicht unbedingt als Negativbeispiel nennen – wir selbst gehen dort auch hin – aber bei Lesereihen wie Kabeljau und Dorsch ist letztlich jede zweite Person im Publikum selber Autor oder Autorin. Was bedeutet, dass die jungen Menschen dort vielmehr aus einem beruflichen Interesse hingehen und nicht aus reinem Vergnügen. Für uns ist Literatur aber auch Vergnügen. Sie muss nicht so ernst genommen werden, wie es bei solchen Veranstaltungen oft den Anschein macht.
Auf eurer Website sagt ihr, dass es heutzutage schwierig ist, Verleger zu sein, da „alle, die dieser Berufsbezeichnung zuvor Bedeutung auferlegt haben, sich einem in den Weg stellen.“ Wodurch genau werdet ihr in eurem Vorhaben von anderen gehindert?
Sascha Ehlert: Damit wollen wir sagen, dass natürlich schon super viele Leute vor uns gezeigt haben, wie es geht, Verleger zu sein. Der Betrieb funktioniert entsprechend nach relativ festen Regeln, die man lernt, sobald man in diese Branche eintritt. Wenn man sich als junger Mensch damit beschäftigt, wie man seinen eigenen Verlag gründet, liest man unweigerlich erst einmal viele Dinge, die man angeblich auf diese oder jene Weise tun sollte. Dieser Gedanke, dass es nur so geht, wie es die letzten 100 Jahre funktioniert hat, muss man also erst einmal überwinden. So festgefahren, wie die Verlagswelt derzeit ist, so war sie ja auch nicht immer. Die literarische Welt der Weimarer Republik zum Beispiel scheint mir um einiges offener gewesen zu sein.
Katharina Holzmann: Viel wilder und direkter. Jedenfalls kommt es uns aus unserer heutigen, verklärten, Perspektive so vor, wenn wir zurückblicken.
Sascha Ehlert: Was dann kam, war alles ziemlich elitär. Daran hatte beispielsweise die Gruppe 47 einen starken Anteil, indem sie aus einer geschlossenen Gruppe heraus verkündete, was gute Literatur ist. Das mag ja eine Zeit lang auch gut funktioniert zu haben. Die Gruppe 47 war schließlich auch ein Massenphänomen, aber aus heutiger Perspektive muss man schon sagen, dass die literarische Welt hierzulande zu dieser Zeit abhob und sich tendenziell immer stärker vor der kulturellen Lebensrealität des Nicht-Bildungsbürgers verschloss.
Dieses Gefühl, dass man so richtig für einen Autor oder eine Autorin brennt, weil man sich in seiner oder ihrer Literatur wiederfindet, das fehlt mir momentan komplett.
Hat es euch für die Verlagsgründung geholfen, dass ihr (Sascha und Katharina) bereits Redakteur*innen bzw. Herausgeber des Magazins Das Wetter seid?
Katharina Holzmann: Die Erfahrung mit dem Magazin hat uns auf jeden Fall insofern geholfen, dass wir die Selbstsicherheit hatten, zu sagen, dass wir mit Korbinian Leute finden werden, die für uns schreiben. Wir hatten bereits im Wetter Kurzgeschichten abgedruckt und so auch den Kontakt zu unserem ersten Autor, Juri Sternburg, hergestellt.
Sascha Ehlert: Außerdem konnten wir natürlich auf technische Erfahrungen wie den Druck und Vertrieb des Magazins zurückgreifen und unsere Erwartungshaltung entsprechend anpassen. Beim Wetter war ich damals noch etwas naiver, als ich dachte, es würde für den ersten Erfolg schon reichen, bestimmte Personen aufs Cover zu nehmen. Bei Korbinian hatten wir von Beginn an eine realistischere Denke. Der Sprung ins kalte Wasser war dadurch nicht ganz so schlimm, auch wenn das Wasser immer noch kalt ist.
Gab es trotz dieser Vorerfahrungen etwas, bei dem ihr im Nachhinein sagt: Schade, dass uns das keiner vor einem Jahr gesagt hat?
Katharina Holzmann: Nein, tatsächlich war es eher umgekehrt. Als ich vor einem Jahr zum ersten Mal ein Paket mit ISBN-Nummern bestellte, bekam ich am Ende den Rat, dass Buchwerbung am besten gelinge, wenn das Cover des Buches neben dem Foto des Autors und einem Zitat steht. Daraufhin habe ich angefangen, mir andere Buchwerbungen anzusehen und festgestellt, dass tatsächlich jede Werbung dementsprechend aufgebaut ist – und das in einer Branche, die kreativ und künstlerisch sein sollte. Von daher haben wir bisher eher die Erfahrung gemacht, dass es nicht schwer ist, die Dinge besser oder zumindest kreativer anzugehen.
Ihr sagt von euch selbst, dass ihr mit eurer Literatur anecken wollt. Wenn man sich eure ersten Veröffentlichungen sowie die Künstler*innen im Wetter oder das Thema „Rausch“ eurer letzten Veranstaltung von Ist das noch Literatur? ansieht, könnte man meinen, dass ihr durch die Wahl eurer Themen anecken wollt. Oder ist es der Stil, der aneckt?
Katharina Holzmann: Dass unsere Texte inhaltlich anecken, ist natürlich ein toller Nebeneffekt. Aber im Prinzip geht es uns darum, dass der Stil aneckt. Unser erstes Buch Das Nirvana Baby von Juri Sternburg wurde oft kritisiert, weil es angeblich zu szenisch und zu direkt oder die Leserführung nicht genau genug sei. Unserer Meinung nach, ist es aber gerade diese Verwirrung, die das Buch ausmacht.
Sascha Ehlert: Wir wollen im Übrigen keine „Drogen-Literatur“ machen (alle lachen mich kurz ein bisschen aus).
Dass in den beiden Büchern, die wir bisher veröffentlicht haben, Drogen konsumiert werden, hat glaube ich eher damit zu tun, dass Drogen gerade im Alltag vieler Menschen eine große Rolle zu spielen scheinen. Wir leben in einer Zeit, in der viele Menschen in den Rausch flüchten. Bei der Auswahl unserer Texte haben wir natürlich nicht gezielt nach Drogentexten gesucht. Im Kern geht es in beiden Texten sowieso um andere Dinge, die Drogen passieren eher nebenher.
Der Sprung ins kalte Wasser war nicht ganz so schlimm, auch wenn das Wasser immer noch kalt ist.
Gibt es eurer Meinung nach Themen, über die, im Gegensatz dazu, zu wenig geschrieben wird?
Katharina Holzmann: Ich würde nicht unbedingt sagen, dass uns konkrete Themen fehlen. Es sind vielmehr Perspektiven, aus denen nicht geschrieben wird. Mir fehlen häufig Protagonisten, die eine andere, ungewohntere Rolle einnehmen. Das wurde auch in letzter Zeit oft in den Feuilletons bemängelt. Alles, was derzeit veröffentlicht wird, hat sehr starke autobiographische Züge und viele der jungen Autoren führen nun einmal ein sehr akademisches Leben, finanzieren ihren Unterhalt durch Stipendien und schreiben demnach oft aus einer eher gutbürgerlichen Perspektive. Ich würde lieber auch mal einen Text aus der Perspektive des Tickers von der Ecke lesen.
Sascha Ehlert: In der jungen Literatur wird sich einfach sehr wenig getraut und das liegt natürlich auch mit daran, dass Verlage glauben, dass diese Art von autobiographischen Generations-Stories gut funktionieren.
Oft wird die Schuld für diese Art von Stories aber auch in der Ausbildung junger Autor*innen an Schreibschulen gesehen, in denen angeblich ein bestimmter Stil antrainiert wird. Wie macht ihr euch auf die Suche, um Texte von Autor*innen zu finden, die anders sind? Bei den Lesereihen für junge Literatur hat schließlich ein Großteil der Autor*innen eine solche Ausbildung durchlaufen.
Katharina Holzmann: Wir gehen schon auch zu diesen Lesungen, ohne dabei jedoch ganz konkret auf der Suche nach neuen Autoren zu sein. In den meisten Fällen, werden wir durch Empfehlungen von Freunden oder Bekannten aus unserem Umfeld auf spannende Autoren aufmerksam.
Sascha Ehlert: Wobei man sagen muss, dass wir zum ersten Mal davon erfahren haben, dass Eric Keil neben seiner Musik auch Literatur macht, weil er bei Kabeljau und Dorsch gelesen hat. Bei Juri Sternburg hatten wir den Vorteil, dass er zuvor schon eine Textprobe bei uns im Wetter veröffentlicht hatte und wir so schon einen guten Kontakt hatten.
Ich würde lieber auch mal einen Text aus der Perspektive des Tickers von der Ecke lesen.
Ihr profitiert demnach von eurer Doppelrolle als Verlagslektor*innen und Magazinredakteur*innen oder ergeben sich daraus auch manchmal Schwierigkeiten im Umgang mit den Autoren?
Katharina Holzmann: Ich hatte bisher keine wirklichen Schwierigkeiten mit meinen beiden Positionen, weil sich die Arbeit in den meisten Fällen gegenseitig befruchtet. Wenn man einen Autor gut findet, kann man den Text probehalber erst mal im Wetter abdrucken und ihn anschließend für Korbinian anfragen. Das Magazin kann demnach wie eine Art Sprungbrett funktionieren.
Wir von Litaffin bekommen manchmal den Vorwurf zu hören, dass wir zu positiven Journalismus betreiben würden, weil wir selbst Teil der jungen Literaturszene sind und andere Kulturschaffende mit unserer Arbeit unterstützen wollen. Dem Wetter könnte man im Prinzip das Gleiche vorhalten.
Sascha Ehlert: Kritiker im Musikjournalismus, genau wie im Bereich der Literatur, sind in den meisten Fällen zynische Berufsnörgler. Wir wollen diesem Image gerne etwas entgegensetzen. Natürlich ist das, was wir machen, positiv für die Künstler, über die wir schreiben, aber wir nehmen uns auch die Freiheit, nur bestimmte Themen oder Künstler zu wählen. Sachen, die wir scheiße finden, ignorieren wir, auch wenn sie in anderen Medien große Beachtung finden.
Katharina Holzmann: Wir finden es wichtig, dass man sich von dieser Marketingmaschinerie freimacht. Darin besteht auch eine Parallele zur Arbeit im Verlag, bei der es nicht nur darum geht, dass man die Pressemails durchgeht und sieht, welche neuen Autorinnen und Autoren es auf dem Markt gibt bzw. welche Künstler, im Falle von Das Wetter, gerade ein neues Album rausgebracht haben und sich danach urteilend seine Interviewpartner sucht. Für uns ist es wichtig, dass man das macht und darüberschreibt, was man als Person gut findet. Deshalb landen im Wetter oft auch Themen, die noch gar nicht so groß sind oder wir nehmen Musiker aufs Cover, die noch kaum einer kennt. Das würden andere Musikmagazine nicht machen, weil ihnen der Anlass oder der Bekanntheitsgrad dazu fehlt. Uns geht es aber genau darum, Menschen in den Vordergrund zu rücken, deren Arbeit wir subjektiv geil finden. Dieser Gedanke fehlt vielen anderen Magazinen, wodurch leider oft die Qualität verloren geht. Du merkst es einfach, wenn Berufsjournalisten dazu gezwungen sind, über Sachen zu schreiben, die sie gar nicht so sehr interessieren oder mit denen sie eigentlich nichts anfangen können.
Kritiker im Musikjournalismus, genau wie im Bereich der Literatur, sind in den meisten Fällen zynische Berufsnörgler. Wir wollen diesem Image gerne etwas entgegensetzen.
Eine weitere Besonderheit beim Wetter ist die Tatsache, dass ihr Musik auf einer Ebene mit Literatur und Theater denkt. In den meisten Magazinen geht Literatur und Theater ganz gut zusammen, aber die Musik wird in den meisten Fällen ausgeklammert und bekommt ihr eigenes Medium. Würdet ihr sagen, dass man über Musik genauso sprechen kann wie über Literatur?
Katharina Holzmann: Ja, ich finde schon. Es gibt ja auch nicht wenige Musiker, die nebenbei literarisch arbeiten und in beiden Fällen geht es in erster Linie nun einmal darum, Kunst zu machen. Wenn ich Texte über Musik lese, will ich ja nicht ewige Beschreibungen darüber lesen, wie etwas klingt, sondern ich will wissen, auf welche Weise ein Künstler vorgeht und was für eine Kunst er macht. Genauso will ich bei einem Schriftsteller nicht nur lesen, wie er schreibt, sondern was es ist, das seinen Text ausmacht. Trotzdem stellen auch wir immer wieder fest, dass Menschen auf die Vermischung von Literatur und Musik allergisch reagieren. Erst neulich waren wir in einer eher traditionellen Buchhandlung in Berlin und haben dort unsere Korbinian-Bücher angeboten. Als ich angefangen habe, zu erzählen, wer unsere Autoren sind und dass Eric Keil ursprünglich Rapper war, gingen dort sofort die Vorhänge runter. Aber was hat das denn zu sagen? Macht es seine Literatur weniger spannend, dass er Rapper war? Vielleicht hat das auch wieder etwas mit diesem Literatur-Eliten-Phänomen zu tun: „Rapper sagen Worte wie Hurensohn, also ist das keine Kunst.“
Sascha Ehlert: Vielleicht war das auch damals wirklich so, in der Generation Grass. Heute aber kenne ich kaum einen jungen Autor, der sich nicht genauso enthusiastisch über das neue Video von Haftbefehl unterhalten könnte, wie über das neue Buch von Christian Kracht. Und das ist auch vollkommen berechtigt. Das Problem, das die Literatur- und Theaterbranche hat, sehe ich andersherum aber genauso in der Musikszene. Es gibt total spannende Herangehensweisen und Leute im Theater, die aber in den Köpfen vieler Menschen in meinem Umfeld keine Rolle spielen, weil sie nur in sehr biederen medialen Kontexten auftreten. Deshalb setzen wir unseren Wetter-Lesern absichtlich Dinge vor die Nase, von denen sie keine Ahnung haben, dass sie sie möglicher Weise gut finden könnten.
„Rapper sagen Worte wie Hurensohn, also ist das keine Kunst.“
Zu dieser Philosophie passen auch die O-Töne, die man auf eurer Verlags-Website findet. Anstelle der üblichen Zitate bekannter Autor*innen oder Feuilletonkritiker*innen übernehmen bei euch Rapper wie Fumanschu oder Taktlo$$ die Besprechung der Bücher. Sind Rapper die besseren Kritiker?
Katharina Holzmann: Auf jeden Fall ist ihre Meinung interessant. Bei diesen O-Tönen handelt es sich ja, auch bei Büchern anderer Verlage, nie wirklich um Kritiken, sondern um wohlwollende Kommentare von Schriftstellern oder Feuilletonisten, in denen im Prinzip doch eh immer das gleiche steht. Natürlich ironisieren wir dieses Prinzip mit unseren Rapper-Kommentaren, aber wenn jemand wie Taktlo$$ „Vergewaltigung!“ über Eric Keils Raum in einem Raum schreibt, möchte man doch gerne wissen, was es damit auf sich hat.
Danke euch für das Gespräch!
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