Heute haben wir wieder gezielt Bücher aus unabhängigen Verlagen gekauft, denn es ist Indiebookday! Hier unsere Wahl:
Juliane:
Juri Sternburg: Das Nirvana Baby. Korbinian Verlag
Dieses kleine Büchlein habe ich in der Bücherstube Marga Schoeller in Berlin-Charlottenburg gekauft. Der Korbinian Verlag wurde im vergangenen März gegründet und ist somit noch ein kleines Baby unter den Indie-Verlagen, das aber schon gut brüllen kann. Der Verlag versteht sich als Anmaßung und will Literatur verlegen, die unterhaltsam ist und gleichzeitig aneckt. Mit Das Nirvana Baby ist ihnen das auf jeden Fall gelungen – ein kurzweiliges Buch und dazu noch sehr schön gestaltet.
Luisa:
Andrej Nikolaidis: Der Sohn. Voland & Quist
Auf der Suche nach junger Literatur aus (Süd-) Osteuropa stolperte ich im ocelot auf die Sonar Reihe von Voland & Quist. Allein das Cover überzeugte mich und keine zehn Minuten später habe ich die ersten Seiten von Nikoladis Sohn verschlungen. Hier geht es um einen von Selbsthass zerfressenen Schriftsteller namens Konstantin, der die Menschheit auf Äußerste verabscheut und für seine Umgebung nichts weiter als Verachtung übrig hat. Wir durchleben mit ihm eine Nacht voller grotesker Begegnungen in einer von Touristen überlaufenen montenegrinischen Kleinstadt. Das verspricht keine „Gute-Laune-Lektüre“ und eine ordentliche Dosis tiefschwarzen Humor.
Ich blättere weiter und werde sehr schnell ein zufriedener Gast auf seinem Fest, auf welchem Misanthropie und Aversion hemmungslos gefeiert werden.
„Die Dinge sind weder schön noch gerechtfertigt. Sie stinken einfach nur, so wie der verschwitzte Jesus am Kreuz gestunken hat, so wie die Menschenmenge gestunken hat, die Steine nach ihm warf, so wie die Jünger gestunken haben, die um ihn weinten, so wie Heilige und Sünder gestunken haben, Opfer und Henker, da Vincis Mona Lisa und Vermeers Mädchen mit dem Perlenohrgehänge, und allen voran: van Goghs Schuhe.“
Dieser Nikolaidis gefällt mir! Mehr davon!
Ann-Kathrin:
Die Müller&Böhm Literaturhandlung im Heine-Haus gehört zu meinen liebsten in Düsseldorf und bietet neben einer riesigen Auswahl an tollen Büchern von großartigen Verlagen ebenso kompetente Fachberatung. Das Entscheiden fiel mir somit sehr schwer. Also habe ich zu Roman und Lyrikband gegriffen:
Filip Florian: Alle Eulen. Matthes&Seitz
Filip Florian zählt zu Rumäniens wichtigsten Gegenwartsautoren. Alle Eulen ist bei Matthes&Seitz Berlin erschienen. In seinem Roman erzählt er die Freundschaftsgeschichte von Luci und Emil, zwei rumänischen Jungs, von denen einer in der Stadt, der andere auf dem Dorf aufwuchs. Durch ihre verschiedenen Lebenserfahrungen bereichern sich die beiden; Literatur und Kunst vermischen sich mit Neugierde und Dorfklatsch. Während die beiden Freunde nachts die Berglandschaft Rumäniens durchqueren, lernen sie die Sprache der Eulen. Schöner erster Satz: „Zunächst fiel, nach Neujahr, das Glück vom Himmel.“ Ich freue mich auf die Lektüre.
Carolin Callies: fünf sinne & nur ein besteckkasten. Schöffling & Co
fünf sinne & nur ein besteckkasten ist der erste Gedichtband von Carolin Callies und erschien im Frankfurter Verlag Schöffling & Co. Da mir nie ein wirklich guter Zugang zur Lyrik gelingt, wollte ich hiermit noch einmal einen Versuch wagen. Alleine der Titel des Bandes hat mich sehr angesprochen. Callies benutzt den menschlichen Körper als Feldstudie und Inspirationsquelle für ihre Gedichte. So heißt das Erste etwa „der körper ist ein geschichtenband“. Mal sehen, was die weiteren Gedichten so mit sich bringen.
Ps. In Anbetracht der Gegenwart: Lesen gefährdet die Dummheit!
Marie:
Laurie Penny: Babys machen. Edition Nautilus
Ich war im Berliner ocelot auf Indiebook-Suche und wurde, trotz der riesigen Auswahl, schnell fündig. Das Cover zur deutschen Übersetzung von Laurie Pennys Babys machen ist originell und liebevoll gestaltet – und etwas verstörend. Gleiches trifft auch auf die Kurzgeschichten der britischen Autorin zu. Um die Frau auf dem Cover, die sich ihr Baby selbst zusammenschweißt , geht es auch in einer der 10 Kurzgeschichten: Die Wissenschaftlerin Annie baut sich ein Baby, anstatt selbst eins zu bekommen, um sich die Schwangerschaft zu ersparen – außerdem kann man so ein Roboter-Baby auch mal ausschalten, wenn man Zeit für andere Dinge braucht. Der Verlag, die Edition Nautilus, spricht von „feministischem Science Fiction vom Feinsten“.
Sophie:
About My Shelf. Verlag von Wegen
Bücher und Platten – damit könnte man die ganze Wohnung füllen. Die eigene Sammlung ist meist nicht so spannend, deshalb schaue ich gerne in andere Regale. Und was lesen und hören eigentlich Autoren und Musiker? In 20 Interviews über Platten- und Bücherregalen erfährt man in About My Shelf, das im eigens dafür gegründeten Verlag von Wegen erschienen ist, was unter anderem Karen Köhler, Frank Spilker oder Benedict Wells sammeln, was ihre Lieblinge sind und was sie für eigene Werke inspirierte. Interessante Einblicke hübsch gestaltet!
Benjamin Lacombe, Sébastien Perez: Kleine Katzenkunde. Jacoby & Stuart
Die Kleine Katzenkunde ist für mich als Katzen- und Lacombe-Fan geradezu ein Muss. Da kam ich nicht dran vorbei! Die eigenwilligen Stubentiger bekommen in diesem schönen Band aus dem Hause Jacoby & Stuart ganz besondere Aufmerksamkeit: Wie immer wunderschön gestaltet und humorvoll getextet. Cat content auf sehr hohem Niveau!
- #4: Zeigt her eure Bücher! Indiebookday 2016 - 26. März 2016
- Konzepte von Liebe - 29. November 2015
- Nacht für Nacht für Nacht … - 14. November 2015